Mit seinem vielbeachteten Bestseller «Aggression – Die Brutalisierung der modernen Welt» hat Friedrich Hacker der Diskussion über Ursachen, Formen und Kontrollen der Gewalt eine Fülle von Denkanstößen gegeben. Dabei bediente er sich, um der Vielschichtigkeit des Untersuchungsbereichs gerecht zu werden, verschiedener Erkenntnismittel und Darstellungsebenen: der Theorie und kollektiven Erfahrung, der spektakulären Ereignisse wie individueller Krankheitsfälle, des Dialogs wie der Parabel und These. Hier nun, im Gespräch mit Adelbert Reif und Bettina Schattat, faßt er seine Ansichten zu zentralen Fragen der Aggressionsforschung nochmals systematisch zusammen. Vernunft und Brutalität, Biologie und Soziologie der Aggression, Aggression und Sexualität, Familienstruktur, Erziehung, Massenmedien, Verbrechen und Gesellschaft, Aggression in Sozialismus, Kapitalismus und Totalitarismus, Soziologie und Psychoanalyse sind einige der angeschnittenen Themen. Hacker zieht bei ihrer Erörterung nicht nur eine Summe aus seinem ersten Buch, sondern formuliert seine Erkenntnisse unter Berücksichtigung kritischer Einwände vielfach präziser und sachgerechter. Er greift das Aggressionsproblem aber vor allem in dem Bewußtsein wieder auf, daß die subtilen Mechanismen der Aggressionsverschleierung nur durch permanente öffentliche Diskussion aufgebrochen werden können.