"Das Mädchen Kiêu" wird nicht nur wegen seiner fortschrittlichen Thematik eins der bewunderungswürdigsten Denkmäler vietnamesischer Dichtkunst bleiben. Wie kein zweiter hat es Nguyên Du verstanden, die volkstümliche vietnamesische Versschöpfung mit der gediegenen Kultur chinesischer Klassik zu verbinden. Seine literarischen Gemälde finden in der vietnamesischen Poesie nicht ihresgleichen. Die Frische eines Frühlingsspaziergangs, die Schrecknisse einer unheilvollen Nacht, die Empfindungen eines keuschen Mädchens, die niedrige Gier eines Bordellbesitzers — es gibt kein Bild, das die Feder des Dichters nicht mit vortrefflicher Leichtigkeit zeichnet. Die Geschichte der Thuy Kiêu ist ein nachahmenswertes Beispiel, wie die Sprache des Volkes zur vollendeten künstlerischen Aussage gelangen kann.