Die Parabel vom »Großinquisitor« ist einer der bekanntesten und meistdiskutierten Texte von Fjodor Dostojewski. Sie gehört zu Dostojewskis Werk »Die Brüder Karamasow«. Iwan Karamasow erzählt seinem Bruder folgende Geschichte: Jesus besucht im 16. Jahrhundert die Stadt Sevilla. In Spanien ist die Inquisition in vollem Gange; Kirchenzweifler werden in großer Zahl hingerichtet. Der Großinquisitor beobachtet, wie Jesus den Menschen begegnet und ein Wunder vollbringt. Daraufhin lässt er ihn in den Kerker werfen. In einem langen Monolog erklärt sich der Großinquisitor gegenüber Jesus. Dieser habe gut 1500 Jahre nach seinem Verschwinden von der Erde kein Recht mehr, an der Kirche vorbei auf die Menschen einzuwirken. Die kirchlichen Institutionen hätten das Vorantreiben des Christentums inzwischen allein übernommen.
In »Der Großinquisitor« übt Fjodor Dostojewski scharfe Kritik an der westlichen römisch-katholischen Kirche. Die Parabel hat bis heute eine starke Wirkung. An ihrer Interpretation versuchten sich unter anderen Friedrich Nietzsche, Albert Einstein, Martin Heidegger, und Albert Camus.