Fast niemand bleibt indifferent, wenn die Rede auf sie kommt. Ihre Anhänger verglichen Margaret Thatcher mit Elizabeth I., Winston Churchill oder Charles de Gaulle. Ihre Gegner bezeichneten sie als weiblichen Rambo oder »Attila die Henne«. Die Briten zollen ihr in Meinungsumfragen Respekt oder bekunden Abscheu, aber nie Gleichgültigkeit. Helmut Schmidt nannte sie »ein Rhinozeros«, Helmut Kohl pflegte Thatchers England als abschreckendes Beispiel für einen entfesselten Kapitalismus anzuführen.
Deutschlands Politiker wagten es lange nicht, den parteiübergreifenden Konsens, der sich in der Bundesrepublik seit 1949 herausgebildet hat, in Frage zu stellen. Seine Voraussetzung war die Gewissheit stetig zunehmender sozialer Sicherheit und immer weiter wachsenden Wohlstands, etwas, was heute fragwürdiger denn je ist.
In Britannien schwanden schon in den siebziger Jahren die Grundlagen, auf denen die Gesellschaft der Nachkriegszeit ruhte. Überkommene wirtschaftspolitische Instrumente erwiesen sich als unbrauchbar, um den ökonomischen Niedergang des Landes zu bremsen. Thatcher hat radikale Konsequenzen daraus gezogen und sie so entschlossen wie niemand sonst in die Tat umgesetzt.
Dominik Gepperts Essay kontrastiert die britische Krise der siebziger Jahre, ihre Überwindung in den achtziger und deren Folgen in den neunziger Jahren mit den gegenwärtigen Entwicklungen in unserem Land. Was kann man vom britischen Weg lernen?