Ideen sind von Natur aus virtuell-dialogisch: Der eine Einfall ruft ein Gegenüber herbei, das sich sogleich bereitstellt. Auf diese Weise entsteht ein Wechselspiel, einem dialektischen Dreischritt gleich. Dieselben Ideen sind aber auch dialogisch, weil es zu ihrem Wesen gehört, einen anderen Denkenden herauszufordern und sich an seiner Entgegnung zu messen. Denn Schreiben konstituiert nie etwas Endgültiges; es vermittelt nur Impulse und ist, um mit Lyriker Günter Kunert zu sprechen, «ein unaufhörlicher Anfang, ein immer neues erstes Mal, wie Beischlaf oder Schmerz». Die vorliegende Sammlung von Erlesenem und Erdachtem will ebenfalls in diesem Sinne verstanden werden: als eine Ansammlung von Anstössen zum Weiterdenken, die durchaus auch provozieren möchten.