Bärbel Goebel, 1939 in Berlin geboren, schildert Kindheit und Jugend während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit bis zur Flucht aus der DDR Ende 1960. Der Vater ist Sanitätssoldat und wird in Nordafrika Opfer des Krieges. Die Autorin wächst nach Evakuierungsjahren in Ostpreußen und Thüringen ungefähr auf halbem Weg zwischen Berlin und Hamburg im Dorf Groß-Warnow auf. Die nahe Elbe ist Grenzfluss der sowjetischen und der britischen Zone. Lastzüge versorgen West-Berlin und rollen nahezu pausenlos über die F 5. Doch beinahe über Nacht ist kein Westauto mehr zu sehen. Berlin wird aus der Luft versorgt.
Die Aufzeichnungen halten das Leben in der Westprignitz fest. Traditionelle dörfliche Strukturen scheinen sich kaum zu verändern. Die Jahre gehen dahin. Der Urgroßvater stirbt, die Großmutter, zuletzt die Urgroßmutter. Die Bundesrepublik wird gegründet, dann die DDR. Hier binden staatliche Organisationen die Jugend ein: Junge Pioniere, FDJ, GST. Ernteeinsätze gehören zum Schulalltag.
Die Erzählerin wechselt nach dem Abitur in Wittenberge auf das Pädagogische Institut Güstrow. Hier studiert sie die Schulfächer Deutsch und Russisch. In fröhlicher Studentenrunde erzählt man sich Witze. Was sie von einem Westbesucher aufgenommen hat, ist politisch brisant. Ein Kommilitone verpetzt sie an die Hochschulleitung. Die Studentin wird vom Studium relegiert und zu einem Jahr Bewährung in der sozialistischen Produktion verurteilt. Zwei Monate vor Ablauf kündigt sie im Nähmaschinenwerk Wittenberge und flieht knapp acht Monate vor dem Bau der Mauer mit ihrer Mutter über Berlin nach Westdeutschland.
Mit 106 Abbildungen.