Die Gewinner:innen des Deutschen Buchpreises von 2005 bis 2023

Bist Du auch schon gespannt, wer dieses Jahr den Deutschen Buchpreis erhält? Seit fast 20 Jahren wird das deutsche Pendant zum Booker Prize oder Prix Goncourt verliehen. Als erstes fällt die Entscheidung, welche Bücher auf die Longlist kommen. Aus diesen 20 Werken bestimmt die Jury schließlich die Shortlist, eine Auswahl von sechs Büchern. Welche Autor:innen es dieses Jahr auf die Shortlist geschafft haben, erfährst Du am 17. September. Doch kennst Du die Gewinner:innen der letzten Jahre? Bei Skoobe kannst Du fast alle dieser erstklassigen Titel entweder anhören oder lesen!

2023

„Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger (Ungekürzte Lesung) (Argon Verlag)

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Dieses Hörbuch, großartig gelesen von Johannes Nussbaum, lässt uns am Alltag eines Elite-Internats in Wien teilhaben. Das Schulgebäude stammt aus der Zeit der Habsburger, der Klassenlehrer ist ebenso antiquiert wie streng. Teenager Till quält sich durch den Unterricht, doch eigentlich interessiert er sich nur fürs Gamen. Mit seinen 15 Jahren ist er einer der weltweit besten Spieler des Strategiespiels Age of Empires II. Lediglich die Freundschaft mit Feli holt ihn aus seiner Gaming-Welt heraus, in die er sich nach dem Tod seines Vaters verschanzt hat. Die humorvolle und überraschende Coming-of-Age-Geschichte ist verknüpft mit einem Gesellschaftsportrait der 2010er-Jahre.

2022

„Blutbuch“ von Kim de l’Horizon (DUMONT Buchverlag)

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Die Person, die diese Geschichte erzählt, ist nonbinär. Sie identifiziert sich also weder als Mann noch als Frau. In der Ich-Form berichtet sie von ihrem Dasein als Kind, später als Erwachsene:r, von der Großmutter und der verschwundenen Großtante. Dabei verwendet die Person zum Beispiel statt „man“ den Begriff „mensch“ und schafft durch Sprache eine neue Realität. Bemerkenswert ist der Erzählstil: Assoziativ und wie in einem Gedankenstrom beschreibt das „Ich“ seinen Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität, seine ambivalenten Gedanken zu seiner Familie und die Traumata, die auf die Erzählfigur übertragen wurden. Ein intensives und beeindruckendes Buch, das als eBook und als Hörbuch auf Skoobe verfügbar ist.

2021

„Blaue Frau“ von Antje Rávik Strubel (Ungekürzte Lesung) (Argon Verlag)

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Die junge Adina wächst in einem tschechischen Dorf auf und macht sich 2006 auf nach Berlin, um dort einen Sprachkurs zu besuchen. Über eine neue Freundin gelangt sie an ein Praktikum in einem Gut in der Uckermarck, wo eine Einrichtung für den Kulturaustausch mit Osteuropa entstehen soll. Dort erlebt sie sexuellen Missbrauch, der jedoch sofort unter den Tisch gekehrt wird, da der Täter ein einflussreicher Multiplikator ist. Traumatisiert flüchtet Adina nach Helsinki und schlägt sich als Aushilfe in einem Hotel durch. Sie verliebt sich in den estnischen Europa-Abgeordneten und Politikwissenschaftler Leonides und begleitet ihn eines Tages zu einer Tagung. Dort begegnet sie ihrem Peiniger wieder... Das Hörbuch behandelt viele wichtige Themen wie sexuelle Gewalt gegen Frauen und Machtstrukturen im Politbetrieb.

2020

„Annette, ein Heldinnenepos“ von Anne Weber (Matthes & Seitz Berlin Verlag)

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Anne Weber erzählt die Lebensgeschichte von Anne Beaumanoir, genannt Annette, im Stil einer klassischen Heldendichtung. Diese Erzählform entfaltet besonders in der Hörbuchfassung ihre große Kraft. Annette wird in den 20er Jahren in der Bretagne geboren. Sie stammt aus einer Bauernfamilie, doch ihr gelingt der Sprung in die Stadt und an die Universität, wo sie Medizin studiert. Das Epos folgt Vers für Vers Annettes mutigen Taten: Sie unterstützt die Résistance mit gefährlichen Botengängen und rettet zwei jüdische Teenager und ein Baby vor der Deportation. Nach dem Krieg heiratet sie, wird Mutter und arbeitet als Neurologin. Doch durch den algerischen Unabhängigkeitskampf wird sie erneut politisiert und dient den algerischen Rebellen als Kurier. Diesmal geht der Einsatz schief und sie wird von der französischen Polizei inhaftiert … Eine unbedingt auch hörenswerte Geschichte einer Heldin, die fest an ein gutes und gerechtes Miteinander glaubt.

2019

„Herkunft“ von Saša Stanišic (Luchterhand Literaturverlag)

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Der kurzweilige, autobiografische Roman beschäftigt sich mit der Frage nach Identität und Zugehörigkeit. Saša Stanišić erzählt von seiner Kindheit in Višegrad im damaligen Vielvölkerstaat Jugoslawien, seiner Flucht nach Heidelberg während des Balkankriegs und seiner Integration als Jugendlicher in die neue Heimat. Die erste Liebe, die Unterstützung durch den Deutschlehrer, die anfänglichen Schreibversuche: Kleine lakonisch und poetisch erzählte Geschichten offenbaren die Gabe des Autors, genau zu beobachten und humorvoll zu fabulieren. Ein großes Lesevergnügen und ein wichtiger Einblick in die Herausforderungen, die eine Migration nach Deutschland mit sich bringt.

2018

„Archipel“ von Inger-Maria Mahlke (Rowohlt E-Book)

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Inger-Maria Mahlke schildert in diesem Roman die Geschichten dreier Familien auf der Insel Teneriffa, die sich über Generationen hinweg ineinander verflechten. Der Roman beginnt im Jahr 2015 und bewegt sich rückwärts bis ins Jahr 1919. Da sind die reichen Bernadottes, die vom Kolonialismus profitieren und zu den Gründern der rechten Partei Falange gehören. Die Bautes sind aus der Mittelschicht und kämpfen für die Sozialisten. Die Frauen der Familie Morales arbeiten hart und werden immer wieder ausgenutzt. Soziale und politische Umbrüche – vor allem der Spanische Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur – prägen ihre Schicksale und sorgen für Verletzungen, die sich bis in die Gegenwart auswirken. Eine Reise in die Vergangenheit Teneriffas abseits von touristischer Insel-Romantik.

2016

„Widerfahrnis“ von Bodo Kirchhoff (Frankfurter Verlagsanstalt)

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Julius Reither ist 64 und hat sich nach seiner Verleger-Karriere in einem Allgäuer Tal zur Ruhe gesetzt. Eines Abends steht Leonie Palm vor seiner Tür. Sie hatte beobachtet, wie er in der Bibliothek das von ihr verfasste Buch über die große Tragödie ihres Lebens eingesteckt hatte. Die beiden unterhalten sich und beschließen, mitten in der Nacht aufzubrechen, um den Sonnenaufgang am Achensee zu betrachten. Doch ohne sich groß abzusprechen, fahren sie weiter und weiter – bis nach Sizilien. Dort finden die beiden verletzten Seelen schließlich zueinander. Als sie versuchen, ein Mädchen in einem zerlumpten Kleid zu retten, entwickelt sich doch alles anders... Eine herzzerreißende Liebesgeschichte verknüpft mit einem Flüchtlingsschicksal. Entdecken kannst Du diese Geschichte bei Skoobe als eBooks und als Hörbuch.

2015

„Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ von Frank Witzel (Matthes & Seitz Berlin Verlag)

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Dieses Buch schien viel zu verrückt und außergewöhnlich zu sein, um den Buchpreis zu bekommen. Doch die Jury konnte sich für das Werk von Franz Witzel begeistern, so dass es den Preis doch abräumte. In 98 nicht chronologischen Kapiteln erzählt ein anfangs 13-jähriger Junge von seinem Blick auf die Welt der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre. Er verliert sich in einer Mischung aus Fantasiewelt und den realen Ereignissen in Westdeutschland, das von den Protestbewegungen und den Anfängen der RAF geprägt ist. Eine turbulente Reise in die BRD der Nachkriegszeit aus der Perspektive eines, gelinde gesagt, kreativ denkenden Teenagers.

Egal, ob als eBooks oder Hörbuch, eintauchen lohnt sich!

2012

„Landgericht“ von Ursula Krechel (Jung und Jung Verlag)

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Auch diese Geschichte thematisiert die Zeit nach dem Krieg in Deutschland. Der Jurist Richard Kornitzer, ein deutscher Jude, musste während der NS-Zeit ins Exil nach Kuba fliehen. Nach dem Krieg kehrt er nach Deutschland zurück, um seine Karriere als Richter fortzusetzen und seine Familie wieder zusammenzuführen. Die deutsche Gesellschaft zeigt jedoch wenig Bereitschaft, sich mit der schweren Schuld auseinanderzusetzen. Kornitzer stößt auf bürokratische Hürden, soziale Kälte und einen Justizapparat, der von ehemaligen NS-Mitgliedern durchsetzt ist. Der Roman beschreibt die emotionalen und rechtlichen Kämpfe Kornitzers und seine schmerzhaften Versuche, sich wieder in dem Land zurechtzufinden, das ihm so viel Leid zugefügt hat.

2011

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge (Rowohlt E-Book)

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Der Gesellschaftsroman erzählt aus der Perspektive der Mitglieder einer ostdeutschen Familie den Aufstieg und Niedergang der DDR. Er beginnt im Jahr 1989 mit der Feier des 90. Geburtstags von Wilhelm Powileit, einem Patriarchen und überzeugten Kommunisten. Um diese Feier herum – nur wenige Monate vor dem Fall der Mauer – werden in Rückblenden die Lebensgeschichten der Familienmitglieder erzählt: Wilhelm und seine Frau Charlotte kehren in den 50er Jahren aus dem mexikanischen Exil zurück, um ein neues Deutschland aufzubauen. Auch ihr Sohn Kurt glaubt fest an den Sozialismus. Doch Kurts Sohn Alexander hadert zunehmend mit den Widersprüchen des Systems. Diesen humorvoll erzählten Roman zur Geschichte der DDR und der deutschen Wiedervereinigung gibt es bei Skoobe als eBook und Hörbuch.

2010

„Tauben fliegen auf“ von Melinda Nadj Abonji (Jung und Jung Verlag)

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Die Familie Kocsis stammt aus einem Dorf in der Vojvodina im Norden Serbiens und gehört dort der ungarischen Minderheit an. In den 1970er-Jahren emigriert erst der Vater in die Schweiz, dann kommt die Mutter mit den beiden Töchtern nach. Eine davon, Ildikó, schildert als Erzählerin die Herausforderungen dieses Lebens zwischen den Kulturen. Als sich die Familie in der Schweiz eine Existenz aufbaut, wird sie mit dem Argwohn und der Feindschaft der einheimischen Bevölkerung konfrontiert. Doch beharrlich arbeiten die Kocsis an ihrem sozialen Aufstieg und eröffnen 1993 am Bahnhof das Café Mondial. Die Duldsamkeit der Eltern, die sich von Anfeindungen nicht beirren lassen, ist für Ildikó irgendwann nicht mehr zu ertragen. Sie muss ihren eigenen Weg gehen. Ein rasant erzählter Einblick in die Identitätssuche, die Migration zwangsläufig mit sich bringt.

2009

„Du stirbst nicht“ von Kathrin Schmidt (Kiepenheuer & Witsch eBook)

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Nach einer Hirnblutung infolge eines geplatzten Aneurysmas ist die 44-jährige Helene Wesendahl teilweise gelähmt und hat ihr Sprachvermögen verloren. Sie muss nicht nur das Sprechen und Gehen neu erlernen, sondern auch ihre Erinnerungen und ihre Identität wiederfinden. Während sie im Krankenhaus und später in der Rehabilitation für ihre Genesung kämpft, wird sie mit ihrem früheren Leben konfrontiert – ihrer Familie, ihrer Arbeit und ihren Beziehungen. Mit Schrecken stellt sie fest, dass sie ihren Mann, der sie liebevoll pflegt, eigentlich verlassen wollte. Eine komplizierte Liebesgeschichte sowie ein ungeschönter Bericht über das Wiederfinden der Sprache und die Härten einer mühseligen Heilung zum Lesen und Hören bei Skoobe.

2007

„Die Mittagsfrau“ von Julia Franck (FISCHER E-Books)

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Der Roman beginnt mit einer schier unglaublichen Szene: Die Krankenschwester Alice ist 1945 mit ihrem kleinen Sohn auf der Flucht aus Vorpommern in Richtung Berlin. Die Züge und Bahnhöfe sind überfüllt mit Flüchtenden. Alice bittet ihren Sohn, auf sie zu warten. Er sitzt am Bahnsteig, doch die Mutter kommt nicht zurück. Was ist geschehen? In Rückblicken erzählt Alice – die eigentlich Helene heißt – ihre Lebensgeschichte. Nach dem Tod des Vaters müssen sich Helene und ihre Schwester allein durchschlagen. Nach der Machtergreifung der Nazis wird klar, dass sie als Halbjüdin in Gefahr schwebt. Helene heiratet einen Mann, den sie nicht liebt, und erhält von ihm eine arische Identität und einen neuen Namen. Als Alice den kleinen Peter bekommt, muss sie sich allein durchschlagen ... Ein Roman über menschliche Abgründe und wie sich Gewalt und Grausamkeit in die Seele prägen.

2006

„Die Habenichtse“ von Katharina Hacke (FISCHER E-Books)

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Drei Handlungsstränge sind in dieser Geschichte ineinander verflochten. Sie drehen sich um eine Londoner Familie am Existenzminimum und deren verwahrloste Kinder Dave und Sara, den 28-jährigen Dealer Jim und das gutbürgerliche deutsche Paar Isabelle und Jakob. Der junge Anwalt erhält das Angebot, in einer Londoner Kanzlei zu arbeiten, nachdem ein Kollege bei den Anschlägen vom 11. September 2001 ums Leben gekommen ist. Er und Isabelle freuen sich auf das Abenteuer in ihrer noch jungen Ehe. Doch London wird anders als erwartet: Jakob stürzt sich in seine Arbeit und taucht ab. Isabelle kümmert sich um das misshandelte Nachbarmädchen Sara. Die Entfremdung des Ehepaars voneinander führt schließlich dazu, dass Isabelle auf die Avancen des Drogendealers Jim eingeht ... Armut und Gewalt in der sozialen Unterschicht treffen auf die merkwürdige Ziellosigkeit und Leere der vermeintlich Bessergestellten.

2005

„Es geht uns gut“ von Arno Geiger (Carl Hanser Verlag)

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Philipp Erlach, ein erfolgloser Schriftsteller, erbt 2001 die Villa seiner Großeltern in Wien. Widerwillig beginnt er, das Haus auszuräumen und scheitert schon an der Entrümpelung des Dachbodens. Lieber sitzt er auf der Treppe vor dem Haus und sinniert. Dann springt der Roman kapitelweise zwischen der Gegenwart und verschiedenen Zeitebenen in der Vergangenheit hin und her. Großvater Richard Sterk ist ein Patriarch der habsburgischen Schule, seine Frau Alma ordnet sich unter und kümmert sich um die beiden Kinder. Die Tochter Ingrid, die später Philipps Mutter wird, überwirft sich mit dem Vater, als sie den nicht standesgemäßen Peter heiratet. Es eröffnet sich ein Familienpanorama, in dem die Schicksale von großen historischen Ereignissen flankiert werden.

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