Von der Liebe zum Schreiben – Interview mit Poppy J. Anderson

Sie ist eine der erfolgreichsten Selfpublishing-Autorinnen auf dem deutschen Buchmarkt. Ihre herzlichen Liebesromane rund um das Football-Team der Titans, die feurigen Geschichten über die Fitzpatrick-Geschwister und die Taste-of-Love-Reihe haben schon mehr als 2 Millionen Leser/Innen begeistert. Wir haben Poppy J. Anderson um ein Interview gebeten und sie gefragt, wie es sich anfühlt, auf einmal eine „echte“ Autorin zu sein.

Aus dem Hobby wird Beruf

Das erste Mal, als ich mit Ihnen in Kontakt kam, war am 18.01.2014, zwei Tage nach meinem 23. Geburtstag. Ich weiß das noch so genau, weil ich „Verliebt in der Nachspielzeit“ in nur einer Nacht durchgelesen habe. Begonnen hatte ich das Buch um 10 Uhr abends als leichte Bettlektüre und konnte nicht mehr aufhören (ich habe es versucht und mehrmals das Licht aus- und wieder angeknipst), bis ich in den frühen Morgenstunden das eBook endlich verschlungen hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren Sie bereits eine Berühmtheit am Selfpublishing-Himmel. 2012 haben Sie begonnen Ihre Bücher selbstständig zu veröffentlichen und 2015 sollten Sie es als erste deutsche Autorin schaffen, 1 Million Bücher im Eigenverlag zu verkaufen.

Können Sie sich noch an diesen Moment erinnern, als Ihnen bewusst wurde, dass Ihre Bücher tatsächlich gelesen und nachgefragt wurden? Wann war das und was bedeutete das für Sie? Wie hat sich Ihr Leben dadurch verändert?

Erst einmal vielen lieben Dank für diese schöne Einleitung! Es fühlt sich immer wieder so an, als hätte ich Schmetterlinge in meinem Bauch, wenn jemand so wunderbare Worte zu meinen Büchern findet. So ähnlich hat es sich tatsächlich angefühlt, als mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass andere Menschen meine Geschichten lesen. Schon relativ schnell nach meiner ersten Veröffentlichung Ende 2012 erhielt ich plötzlich Mails und Nachrichten sowie Rezensionen, was ich nur als sehr surreal beschreiben kann. Als Autorin sitzt man allein an seinem Schreibtisch und plötzlich bekommt man Post von Wildfremden, die mit dir über dein Buch reden möchten. Verändert hat sich dadurch eigentlich alles. Aus meinem Hobby wurde mein Beruf.

War das Ihr bisher „stolzester“ Moment, den Sie in Ihrer Autorenkarriere erlebt haben, oder wird er noch durch ein anderes einschneidendes Erlebnis gekrönt?

Tatsächlich bin ich ins Selfpublishing hineingestolpert. Es gab keinen Plan, kein Marketingkonzept und auch nicht das Ziel, Millionen Bücher zu verkaufen. Ich hatte schon immer geschrieben und hörte per Zufall, dass man ohne einen Verlag sein eigenes Buch veröffentlichen könne. Also habe ich es ausprobiert und davon geträumt, vielleicht fünfzig Bücher pro Jahr zu verkaufen, was damals in meinen Augen schon absolut utopisch war. Und „plötzlich“ war dieser Erfolg da – quasi über Nacht. Alles kam so schnell, dass ich es teilweise nicht realisieren konnte. Es gibt einige sehr große Momente meiner „Karriere“, als ich beispielsweise das erste Mal auf Platz 1 im Amazon-Ranking stand oder als ich die erste deutsche Selfpublisherin mit einer Million verkaufter Bücher wurde oder als ich bei Markus Lanz im Fernsehen war und auch als mein Buch auf der Bestsellerliste stand (Himmel, das klingt alles total arrogant). Aber ich glaube, mein stolzester Moment war, als ich zum ersten Mal auf einer Buchmesse war und plötzlich eine Leserin vor mir auftauchte, die eines meiner Bücher in den Händen hielt und es von mir signiert haben wollte. Dieses Gefühl war unbeschreiblich.

Nach und nach sind auch die großen Publikumsverlage auf Sie aufmerksam geworden. Sie haben einige Ihrer eBooks sowohl im Eigenverlag als auch bei Rowohlt sowie bei Bastei Lübbe herausgegeben. Welche Auswirkungen hat/hatte die Zusammenarbeit mit den Verlagen auf Ihre Arbeit als Autorin? Hat sich z.B. Ihr Schreibprozess dadurch verändert? Würden/werden Sie weitere Bücher im Publikumsverlag veröffentlichen?

Ich würde immer wieder bei einem Publikumsverlag veröffentlichen, schätze aber gleichzeitig auch meine Freiheit im Selfpublishing sehr. Aus der Arbeit mit Verlagen konnte ich viel Erfahrung gewinnen und finde, dass ich als Autorin reifer geworden bin – sowohl was meinen Schreibprozess als auch das Veröffentlichen an sich betrifft. Man kann es mit einem Blick über den Tellerrand vergleichen.

Schreiben ist Leidenschaft

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Seit 2012 haben Sie 7 Buchserien begonnen und teilweise bereits abgeschlossen. Grob über den Daumen gepeilt, ist das eine Buchserie pro Jahr, die Sie sich aus ihrer flotten Schreibefeder schütteln. Wie machen Sie das? Schlafen oder kochen Sie noch? Wie viel Zeit benötigen Sie etwa, um ein Buch zu vollenden?

Vor allem in meiner Anfangszeit konnte ein Tag nicht genug Stunden haben, weil ich förmlich darauf gebrannt habe, zu arbeiten. Meine Arbeit besteht ja nicht nur aus dem Schreiben, sondern auch aus Marketingaktionen und dem ganzen Drumherum, was mir ebenfalls viel Spaß bereitet. Mittlerweile zügele ich mich, um mehr Zeit für die Familie, Freunde und insbesondere meine Hunde zu haben. An Ideen mangelt es mir nicht. Am liebsten würde ich an mehreren Büchern gleichzeitig schreiben, aber das würde mich vermutlich nur durcheinanderbringen, daher schließe ich ein Buch nach dem anderen ab. Wenn ich im absoluten „Schreib-Flow“ bin, dann schlafe ich tatsächlich nur wenige Stunden in der Nacht, vernachlässige mein Sozialleben und merke manchmal nicht, dass ich seit fast einem Tag nichts gegessen haben. Außerdem trage ich ausschließlich Pyjamahosen. Der arme Postbote kann ein Lied davon singen. Von der ersten Idee bis zum letzten Satz eines Buches dauert es mindestens ein Jahr, die reine Schreibzeit ist viel kürzer.

Die Frage nach Ihrer Inspiration haben Sie ja schon einige Male beantwortet: Sie schöpfen Ihre Ideen aus Ihrem Alltag. Aber wie gelingt es Ihnen, Ihre Ideen und Eindrücke festzuhalten und zu strukturieren? Wie gehen Sie mit diesen „Umwelteinflüssen“ um und verwandeln sie in Geschichten?

Meine Familie sagt immer sehr liebevoll, dass ich ein Gedächtnis wie ein Elefant habe – ich kann mir Ideen, Eindrücke oder Dialoge ziemlich gut merken. Zusätzlich notiere ich mir wie wild Gedanken etc. in meinem Handy oder einem Notizheft. Oder ich schicke meiner Schwester irgendwelche Nachrichten aufs Handy. Sie ist mein Chaos bereits gewöhnt.

Jede Geschichte, jede Figur ist Teil der Familie

Warum handelt Ihre erste Serie ausgerechnet von Football-Spielern? Woher stammt Ihre Liebe zu den Schauplätzen in den USA?

An Footballspielern finde ich toll, dass sie die perfekte Projektionsfläche für Klischees sind, mit denen man spielen und die man letztendlich aufbrechen kann. Außerdem sind sie als Protagonisten in Liebesromanen ideal. Ich liebe es, Footballspielern Geschichten voller Gefühl, Drama, Witz und Happy Ends auf den Leib zu schneidern. Außerdem lese ich selbst gerne Sportlerromane. An den USA finde ich die Vielseitigkeit des Landes faszinierend. Auf der einen Seite gibt es diese riesigen Metropolen und auf der anderen Seite weites Hinterland, das man zu romantischen Schauplätzen machen kann. Für viele deutsche Leserinnen sind die USA ein absolutes Sehnsuchtsland – das gilt auch für mich.

Haben Sie eine Lieblingsserie unter Ihren Büchern? Und eine Lieblingsfigur? Warum?

Meine Mutter sagt immer: „Eltern haben kein Lieblingskind. Man liebt sie alle gleich.“ So ähnlich geht es mir mit meinen Büchern. Jedes Buch ist etwas Besonderes und jede Figur hat ihren eigenen Charme. Ich könnte ganz unmöglich sagen, welches ich mehr liebe als ein anderes.

Gibt es ein Buch oder eine Figur, die Sie am liebsten völlig neu schreiben möchten, weil Sie mittlerweile überhaupt nicht mehr zufrieden mit dem Ergebnis sind? Welches/welche wäre das?

Nein, so geht es mir gar nicht. Ich würde keinen Plot und keine Figur ändern wollen. Aber dennoch passiert es mir ab und zu, dass ich eines meiner älteren Bücher lese und mir denke, dass ich die Formulierung oder den Dialog heute anders schreiben würde – weniger holprig und etwas eleganter.

Sich selbst treu bleiben – Das Geheimnis des Erfolgs?

Für viele Nachwuchsautorinnen und -autoren sind Sie ein großes Vorbild. Haben Sie vielleicht einen Ratschlag, über den Sie am Anfang Ihrer Karriere glücklich gewesen wären?

Ach, das klingt so kitschig, aber ich denke, dass es keinen besseren Ratschlag als den gibt, sich nicht zu verbiegen. Man sollte sich treu bleiben und nur das schreiben, worauf man Lust hat. Nach einer „Mode“ zu schreiben, obwohl man mit dem Sujet oder dem Genre nichts anfangen kann, bringt nichts – man ist dabei nicht glücklich und das merken auch die Leser/innen.

Würden Sie gerne auch mal einen Thriller/ Krimi oder für ein anderes Genre schreiben? Haben Sie schon eine Idee? Oder: Warum nicht?

Ich würde gerne irgendwann einen historischen Roman schreiben, weil ich nun einmal Historikerin bin, aber das ist Zukunftsmusik. Momentan bin ich sehr glücklich mit meinen Liebesromanen.

Wenn Sie einmal Zeit für sich haben, welche Bücher lesen Sie dann gerne? Wer sind Ihre Lieblingsautor/innen? Was empfehlen sie aktuell?

Ich lese selbst gerne Liebesromane und probiere in dem Genre immer wieder Newcomer aus, greife aber auch nach „alten Hasen“ wie Rachel Gibson und Nora Roberts. Momentan lese ich „Unorthodox“ von Deborah Feldman. Ich habe viel Zeit in Israel verbracht und kann das Buch jedem empfehlen, der sich mit dem Judentum beschäftigen möchte.

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Wie geht es weiter?

In Ihrer aktuellsten Serie geht es um Rockstars. Sie arbeiten aber bestimmt schon am nächsten Buch! Können Sie uns/unseren Lesern schon etwas über Ihre neueste Idee verraten?

Nach den Rockstars wird es einen weiteren Titans-Roman geben und einen Ausflug nach Boston, um die Fitzpatricks wiederzusehen. Die nächste Buchreihe wird im ländlichen Kalifornien spielen, aber mehr kann ich noch nicht verraten.

Welche Nachricht würden Sie gerne unseren Skoobe-Leser/innen hinterlassen?

Vielen Dank für die wundervolle Unterstützung und die tollen Rückmeldungen zu meinen Büchern. Ich wünsche euch weiterhin viele großartige Lesestunden.

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Wir bedanken uns sehr herzlich für Ihre Zeit und hoffen, dass wir noch ganz viele witzige Lesestunden mit Ihren Heldinnen und Helden verbringen dürfen.

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