Hypatia (370-415) ist eine neuplatonische Philosophin, die im ägyptischen Alexandria gelebt und Philosophie, Mathematik und Astronomie gelehrt hat. In Hypatia verbanden sich Geist und Schönheit, Anmut und Würde, deswegen wurde sie von ihren Verehrern als göttliche Erscheinung angehimmelt, von ihren Gegnern hingegen als Zauberin, die mit ihren satanischen Künsten viele Menschen behexte, verleumdet.
Die Tochter des Mathematikers Theon war eine herausragende Persönlichkeit, die als gerecht und besonnen galt. Zu ihr pilgerten die Schüler von überall her. Im Jahre 415 wurde sie vom fanatischen Mob auf bestialische Weise ermordet. Alles, was an sie erinnerte wurde getilgt, doch ihr Name überlebte und regt die Fantasien nach wie vor. Voltaire sah sie als Vorläuferin der Aufklärung an und Schiller spielte mit dem Gedanken, ein Drama über sie zu schreiben.
Die IS-Horden, die zurzeit in vielen Gegenden der Welt ihr Unwesen treiben, sind vom fanatischen Mob des 5. Jhdt. in nichts zu unterscheiden: beide zeichnen sich durch Engstirnigkeit, Intoleranz und Fanatismus aus. Sie zerstören Kulturgüter und hinterlassen überall, wo sie hinkommen, eine Spur der Verwüstung, beiden war und ist die Frau das beliebteste Hassobjekt. So gesehen hat sich in 1600 Jahren nicht viel verändert.
Nach Hypatias Tod verlor das hellenistische Alexandria seine Bedeutung als geistiges Zentrum der antiken Welt und versank in die Bedeutungslosigkeit, in dem es bis zum heutigen Tag verharrt.