Wann immer wir uns zur Geschichte des Marxismus verhalten »wie jemand, der sich an nichts erinnert« (Lenin), läuft es
falsch mit dem »Marxistsein / Marxistinsein« (→ www). Da tradierte Geschichte oft ein Jesuit ist, der als wahr tradiert, was eine etablierte Macht entschied, muss sedimentiertes Geschichtsbewusstsein historisch-kritisch aufgesprengt werden. Eben darum geht es in dieser Vorschule, die sich an alle richtet, deren Interesse am Marxismus geweckt ist und
die ihr Wissen über ihn vertiefen wollen. Aufgebaut ist sie als nachvollziehbarer, jeweils in Krisenepochen und kontroversen
vollzogener Lernprozess auf vier Zeit-Ebenen, beginnend mit – und immer wieder zurückkehrend zu – der Zeit von Marx’ 23
Jahre jüngerem Zeitgenossen und postumem Schüler Labriola, der den Quellcode des marxschen Geschichtsmaterialismus
als Philosophie der Praxis begriffen und damit marxistisches Philosophieren begründet hat. Von den Kautskyanern nach
Engels’ Tod zugunsten des vormarxschen philosophischen Materialismus verdrängt, wurde Labriolas Auffassung eine
Generation später von Gramsci, in faschistischer Haft, wieder aufgegriffen. Aber nicht nur das: er hinterließ die Weisung, sie zur im Marxismus »herrschenden« zu machen.
Fürs geschichtliche Selbstverständnis des Marxismus nach der ›Wende‹ von 1989 und im Hightech-Kapitalismus am
Kipppunkt des Erdklimas ist Haug zufolge die Aufnahme von Labriolas Fundierung marxistischen Denkens in seiner
unauflöslichen Verknüpfung der beiden »Urbildner des Reichtums, Arbeitskraft und Erde« (Marx) unabdingbar für
Zukunfts-, ja Gegenwarts-Fähigkeit des Marxismus. Das macht sein Buch zu einer Diskussionsgrundlage für alle, die
in der Nachfolge von Marx Gesellschaft in ihren Natur- und Klassenverhältnissen erkennen, weil verändern wollen.