Er kam Anfang der neunziger Jahre von Moskau nach Berlin, als Teil einer Welle jüdischer Emigranten. Im ehemaligen Ostberlin besetzte er eine der vielen leerstehenden Wohnungen und machte erste Bekanntschaft mit Lebenskünstlern jeglicher Couleur, die in Scharen aus dem Westteil der Stadt herüberströmten und die Gegenden rund um den Alexanderplatz oder Prenzlauer Berg bald fest im Griff hatten.
Das Berlin, das Kaminer vorfand, faszinierte ihn von Anfang an: eine Stadt im Aufbruch, voller Energie, Bewegung und mit einer Atmosphäre, die zum Geschichtenerzählen anregt. Ob Griechen, die Italienisch sprechen müssen, weil sie eine Pizzeria besitzen, ob russischer Telefonsex oder die steile Karriere eines Studenten aus der Ukraine vom Tellerwäscher eines Krokodil-Steakhauses zum "Manager" eines Kürbiskern-Stands auf dem Winterfeldmarkt, Kaminer versteht es meisterhaft, seinen Figuren mit Charme und unverwechselbarem Humor ein kleines Denkmal zu errichten.
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