Dieses Buch dreht sich zumeist um die Zeit des Kalten Krieges, etwas auch um die Zeit davor und etwas um sein Ende. Aber es ist keinesfalls eine Analyse jener Zeit und auch keine vollständige, weder objektive noch subjektive, Übersicht. Davon gibt es bereits eine Vielzahl. Es ist vielmehr der Bericht eines Jungen, der vor dem Hintergrund der Begebenheiten in West-Berlin aufgewachsen ist, was er gesehen und gehört hat und wie er es heute, ein halbes Jahrhundert danach, sieht, wenn er darauf zurückblickt. Dieser Junge war ich.
Ich wurde 1956 geboren. Einer der ersten Momente, an die ich mich in meinem Leben lebhaft erinnere, ist, als meine Eltern vor 60 Jahren eines frühen Morgens plötzlich sagten, dass wir jetzt Oma und Opa nicht mehr besuchen könnten. Ich war erschrocken und glaubte es kaum. "Und was ist mit Omi und Opi?" fragte ich ungläubig. "Nein, die leider auch nicht mehr", sagte meine Mutter traurig. Es muss der 13. August 1961 gewesen sein.
Sie lebten alle im Osten der Stadt. Wir wohnten im Westen. Dazwischen stand plötzlich die Mauer.
Heute ist es ein seltsames Gefühl zu wissen, dass man dort war, wo Geschichte gemacht wurde. Man merkt es kaum, wenn es geschieht. Es schleicht sich im Nachhinein langsam ins Bewusstsein. Plötzlich überfällt es einen: "Mann! Da warst Du dabei?!"