»Ein klassisches Ereignis, eine Theatererholung ersten Ranges war die Übersetzung von Walter Jens«, schrieb Armin Eichholz im Münchner Merkur anläßlich der Premiere des »Agamemnon« im Residenztheater.
In der Übertragung von Walter Jens ist die Geschichte von der Ermordung des aus Troja heimkehrenden Königs Agamemnon durch seine Gattin Klytaimestra und den ehebrecherischen Usurpator Aigisth sowie der blutigen Rache, die Agamemnons Sohn Orest an den Mördern seines Vaters nimmt, und der Sühne des Muttermordes zu einem lebendigen Stück Theatergeschichte und einer erregenden Lektüre geworden. Jens gelingt es, die Erhabenheit und kühne Bildlichkeit der aischyleischen Sprache durch die Verbindung von Pathos und Präzision meisterhaft wiederzugeben. Seine Sprache, die die großen Vergleiche des Urbilds ebenso zum Durchschein bringt wie die bis zur Begrifflichkeit zugespitzte Diktion der Dialoge, zeichnet sich durch ein Höchstmaß an Verständlichkeit aus.