Was für eine Frauengestalt, der sich da drei Männer in unterschiedlichen Lebensaltern annähern! Ihr historisches Vorbild, eine österreichische Comtesse, lebte kurz vor dem Ersten Weltkrieg im königlichen Harem in Kairo und regierte, als Offizier verkleidet, das Land am Nil mit, trat in den 20er Jahren in den literarischen Salons von Berlin und Wien als Femme fatale auf, inspirierte Robert Musil zu einer Komödie und verbrachte das Alter mit einem jugendlichen Liebhaber zurückgezogen in Graz.
Die Heldin Djavidan Hanum fordert dazu heraus, die Grenzen zwischen historischen Fakten und romanesker Fiktion zu verwischen und wirft so die Frage nach der Wahrhaftigkeit einer Biographie auf. Verstand sie es doch als kühne Vorläuferin unseres Medienzeitalters, sich selbst zu inszenieren und verkaufte ihre Lebensgeschichte an verschiedene Boulevardblätter.
Wie in seinen Romanen Old Danube House und Almasy erzählt Grond Geschichten zwischen Orient und Okzident, Tradition und Moderne, Vergangenheit und Zukunft. Ausgehend von digitalen Kulturformen wie dem Internet und seiner Komplexität findet er in vielschichtiger Interpretation einen neuartigen Ansatz des Erzählens. Daß dies nie als Bruch, sondern im Bewußtsein einer Fortschreibung zu verstehen ist, spiegelt sich schon im Titel. Drei Männer entstand aus der Beschäftigung mit Robert Musils Drei Frauen.