Das Jahrhundert hat ihn mit Ehrungen, Auszeichnungen und Preisen überhäuft wie nur wenige Politiker vor ihm. Berühmt wurde er nicht nur durch seine Politik, für die er mit unerbittlicher Gradlinigkeit stand. Längst gilt Helmut Schmidt als Persönlichkeit der Zeitgeschichte, als ein Staatsmann von europäischem Rang. Wie die Historiker sein politisches Lebenswerk auch einordnen mögen - für die Nachwelt wird er eine der prägenden Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts sein.
Seine Erfahrungen, auch die bitteren, begannen in Hamburg, seiner Vaterstadt, die ihn geprägt hat und die er liebt. Er hat immer wieder bekannt, wie viel er zum Beispiel der Lichtwark-Schule verdankt, wie ihn überhaupt 'Hamburgs Genius loci während der ersten 35 Jahre meines Lebens entscheidend erzogen' habe. Und in Hamburg fand er den Weg von der sozialen Frage zur Sozialdemokratie. Aber seine Liebe, seine Treue zur Vaterstadt, sein Stolz auf diese 'großartige Synthese einer Stadt aus Atlantik und Alster, aus Buddenbrooks und Bebel, aus Leben und Leben lassen' - all das hat eine durchaus komplizierte Komponente.
Uwe Bahnsen, passionierter Zeithistoriker, untersucht in seinem Buch 'Mit Hamburg im Herzen' dieses diffizile Verhältnis Helmut Schmidts zur Hansestadt und den Hanseaten, deren berühmtester er selbst geworden ist. Helmut Schmidt hat Hamburg nicht nur bittere Wahrheiten ins Stammbuch geschrieben. Er hat der Stadt auch bittere Konzessionen abgenötigt, und das schloss zuweilen schmerzliche Wunden persönlicher Verletzung ein. Helmut Schmidt und Hamburg - das ist kein eindimensionales, sondern ein durchaus vielschichtiges Thema. Ein spannendes Buch.