Resümierend könnte man sagen: Teodoras Cetrauskas liefert in seinen "Ironischen Stadtgeschichten" ein Bild der sowjet-litauischen Gesellschaft, zum Teil auch der Jahre danach. Aber das gleichsam nebenbei. Denn eigentlich tut er nichts anderes als seine Mitmenschen, Freunde und Kollegen, sich selbst eingeschlossen, zu beobachten und ein wenig aufs Korn zu nehmen. Es dominiert ein eher leiser Humor, hier wird nicht die satirische Keule geschwungen. Ins Blickfeld geraten die bürokratische Vergabe von Wohnungen und rabiate Methoden, 'außer der Reihe' eine zu ergattern, die gewaltige Rolle, die der Alkohol im Lande Lenins spielte, die hohle Phraseologie der Politruks oder die Abenteuer und Strapazen einer Westreise. Der Autor hat diese Spätphase der kommunistischen Gesellschaft einmal treffend als "sanften Untergang" bezeichnet. Später gab es auch unsanfte Momente. Nach der Schreckensnacht vom Januar 1991, als den Litauern nach bekanntem Drehbuch 'brüderliche Hilfe' aus Moskau zuteil wurde, erscheint ihm die Muse, sonst ein zartes Geschöpf, als ein Papirossa rauchendes Flintenweib im Kampfanzug, das ihm Befehle erteilen will. - Dennoch, bei allem Sowjetspezifischen ist "Irgendwas, irgendwie, irgendwo" kein politisches Buch. Schon gar nicht eins, das Geschichtsunterricht erteilen will. Das geschieht allenfalls, in Eulenspiegelmanier, in der Einleitung, wo dem deutschen Leser die Standardfragen zu den Balten und zur Ex-Sowjetunion gleich mitgeliefert und endlich erschöpfend beantwortet werden. Worum geht es sonst noch? Um Menschlich-Allzumenschliches, um das Fremdgehen und die Mittel dagegen, Zoff mit Chefs, das Basketballspiel als litauische Volksreligion, um die Macken und Schaffenskrisen der Wilnaer Schriftstellerkollegen und vieles mehr. Und natürlich um das Übersetzen, jenes Handwerk, das der Autor berufsmäßig betreibt. Mit einem Wort: Man muss kein 'gelernter Ossi' sein, um diese subtilen und präzisen Geschichten zu verstehen - und sich zu amüsieren.