Tatjana Meissner nimmt in ihrem zweiten Roman punktgenau, herzerfrischend offen und gewohnt humorvoll die zweite - und wie sie findet: bessere - Hälfte ihres Lebens aufs Korn. Die Protagonistin hat endlich den Mann fürs Leben gefunden, die Kinder sind aus dem Haus, sie strotzt vor Kraft und Enthusiasmus und glaubt, das Leben endlich genießen zu können. Wären da nicht diese irritierenden Wahrnehmungsstörungen. Auch wenn sich die Mittvierzigerin fühlt, als läge die ganz große Zukunft noch vor ihr, wird sie vom Leben ausgebremst und muss sich mit neuen, generationstypischen Problemen rumschlagen: mit dem nach Entfaltung schreienden Gesicht, welches ihr jeden Morgen aus dem Spiegel entgegen sieht; mit ihrem Lebensabschnittsbevollmächtigten, der durch seine neue Brille schärfer sieht, aber weniger scharf zu sein scheint. Sie quält sich mit körperlichem Verfall, einschlafender Libido, der Stagnation der Karriere; wundert sich über in Armani-Wolken gehüllte und Mercedes fahrende Freunde in der Midlifecrisis, beschäftigt sich plötzlich mit Erbschaften, Hochzeiten und Todesfällen. Zunehmend trifft sie ihre Freundinnen nicht mehr im Café, sondern beim Arzt oder beim Schönheitschirurgen, ihre Schwester leidet am "Burn-out-Syndrom". Und vor allem: Ihr Traummann macht absolut keine Anstalten, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Nicht mehr zur "Generation i-pod", vielleicht nicht mal mehr zur "Generation Golf" zu gehören, ist ein langer, und schwerer Erkenntnisprozess, den Tatjana Meissner selbstironisch, mit viel Witz und einem frischen Blick auf weibliche Unzufriedenheiten und männliche Unzulänglichkeiten schildert.