Kriminalhauptkommissarin Jessica Burmeister bereut zutiefst, dass sie aus ihrem Urlaub in Norwegen zurückgekehrt ist. Karl-Heinz Hoffstetter, Oberhaupt der reichen und in bestimmten Kreisen angesehenen Hoffstetter-Familie, liegt tot auf dem Rasen seines Anwesens. Ohne Zweifel ein Gewaltverbrechen, denn der Hausherr wurde brutal zusammengeschlagen. Geschah die Tat im Affekt, oder war sie von langer Hand geplant? Burmeister und ihr Team treffen gleich am Tatort auf zahlreiche Verwandte, deren kollektiv zur Schau gestellte Trauer inszeniert zu sein scheint. Denn wie sich herausstellt, ist längst nicht alles eitel Sonnenschein im Hause Hoffstetter. So manche/r hätte durchaus Gründe gehabt, Karl-Heinz an die Gurgel zu gehen … In keine der möglichen Richtungen scheint der Fall sich weiterentwickeln zu wollen.
Gewohnt scharfsinnig, hartnäckig und polternd treibt Burmeister die Familie in die Enge. Auch, weil sie sich mit ihrem Team am Rande der Legalität bewegt. Staatsanwalt Dr. Vogel sieht zähneknirschend darüber hinweg, denn es bleibt nicht bei einem Toten …
Rügens wunderschöne Naturkulisse zeigt sich wie immer unbeeindruckt von den menschlichen Abgründen, bestehend aus einer Mischung von Gewalt, Missgunst und Neid, der sich die Kommissarin auch in ihrem sechsten Fall gegenüber sieht. In „Rügener Blutsbande“ seziert Sylvia Voigt genüsslich das Bild einer vermeintlich ehrbaren Vorzeigefamilie und entlarvt die nur allzu menschlichen Schwächen gut situierter Pseudo-Anstandsbürger.