Beim Militär dienen Nebelkerzen unter anderem dazu, die eigenen Truppen zu tarnen. In der Rhetorik werden sie als Ablenkungsmanöver verstanden. Tarnung und Ablenkung – darum geht es in diesem Buch, das sich ganz aktuell mit den besonders grausamen Morden an Derek und Nancy Haysom befasst, die 1985 in den USA für Aufsehen und Entsetzen sorgten. Doch wer war der wirkliche Mörder?
Gleich eingangs beschreibt der Autor eine grundlegende Schwierigkeit, die Wahrheit zu finden:
Wer sich ohne Vorkenntnisse mit den Haysom-Morden befasst, stößt schnell auf ein Problem, und zwar die außergewöhnliche Komplexität und Vielschichtigkeit des Falles. Es gibt viele neue Wendungen und „Scheinbeweise.“ Dadurch entsteht der Eindruck von Unübersichtlichkeit.
Anfangs scheint alles noch recht einfach, als der deutsche Diplomatensohn Jens Söring gesteht, den Doppelmord ausgeführt zu haben, wozu ihn seine Freundin Elisabeth Haysom – die Tochter der Opfer –angestiftet haben sollte.
Doch ab 1990, als er im Prozess sein Geständnis widerrief, verkomplizierte sich der anfängliche Sachverhalt enorm: Der Angeklagte setzte an die Stelle seines Geständnisses eine neue Version der Abläufe am Mordtag. Nun sollte plötzlich seine Ex-Freundin die Morde begangen haben, wahrscheinlich unterstützt von einem unbekannten Mann. Söring wollte die Tat nur aus Liebe auf sich genommen haben, und um Haysom vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren.
War Jens Söring unschuldig? Das wollte auch der Autor herausfinden: Im Zuge meiner Recherchen zu dem Fall und den Ereignissen in der weiteren Folge habe ich versucht, so gut wie alle verfügbaren Informationen beizuziehen und auszuwerten. Es war, als arbeite man sich durch ein Dickicht vor. Schon bald kristallisierten sich jedoch Zusammenhänge und Erkenntnisse heraus, die verblüffend waren und den Fall insgesamt in einem neuen Licht erscheinen lassen. Manchmal drängte sich der Eindruck auf, dass immer wieder versucht worden war, die Wahrheit zu verdunkeln und zu vernebeln.
Ein unerwarteter Glücksfall ergab sich für den Autor, als er sich am 29. November 2021 in Hamburg zu einem ausführlichen Gespräch mit Jens Söring treffen und über seine Sicht auf den Doppelmord-Fall sprechen konnte: Wir haben uns fast sieben Stunden lang unterhalten. Es war ein äußerst spannendes und instruktives Gespräch, das wir führten.
Aber ist Söring auch glaubwürdig?
Am Ende seiner sehr detaillierten und spannend zu lesenden Erwägungen kommt Stang zu einem eindeutigen Urteil.
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