"Ein wichtiges und mutiges Buch, das Grenzen sprengt, weil es Situationen in der Psychotherapie gibt, die das erfordern..." (Prof. Dr. med. Luise Reddemann)
Frau S. hat mit 15 Jahren ihren Vater umgebracht, ihr wird "Schuldunfähigkeit" attestiert, sie kam in Erziehungsheimen nicht zurecht und verbrachte ihre Jugend im Gefängnis. Eine sogenannte Systemsprengerin. Mit aller Kraft wollte sie eine Familie, wollte sie "dazugehören". Sie hat geheiratet, zwei Kinder bekommen und alles wieder verloren. Schuld und Psychiatrie bestimmten fast ihr ganzes Leben. Mit fast 50 Jahren beginnt sie eine Psychotherapie.
Was kann Psychotherapie? Die Beantwortung dieser Frage ist der zweite Strang dieses Buches. Die Therapeutin lässt sich auf diese Frage ebenso offen und vorbehaltlos ein wie auf die Beziehung zur Klientin. Unsicherheiten und offene Fragen werden benannt und ausgehalten. Anstelle therapeutischer Leitlinien, Heilsversprechungen oder Normen entsteht Raum für den Einzelnen. Die Herausforderung von Beziehung zwischen zwei Menschen in einem psychotherapeutischen Rahmen wird ausgeleuchtet.
Die therapeutische Beziehung ist der dritte und wichtigste Strang dieses Buches. Wie Therapeutin und Klientin um Kontakt ringen um Würde und Selbstbestimmung, wie sie auf den Trümmern der Folgen der erlittenen Traumata, nach sexuellem Missbrauch und emotionaler Vernachlässigung, mit Ängsten vor erneuter Verletzung, den fehlenden Erfahrungen von Wert, Würde und Selbstbestimmung aber leider gut eingeübten Selbsthass etwas Gemeinsames aufbauen, dass wirklich beide Anwesenden berücksichtigt, das wird hautnah, berührend und spannend erzählt.
Die Geschichte berührt und ermutigt sich selbst ehrlich zu fragen, was hindert mich, das zu tun, was ich wirklich will.