In den engen Gassen des Ghettos gelang es endlich Elasar, seinen Verfolgern zu entkommen. Mit dem Aufgebot seiner letzten Kraft flüchtete er in das Haus des Rabbi. Und jetzt war seine Kraft völlig zu Ende. Er brach in sich zusammen, Erschöpfung und Schmerz legten ihm schweren bleiernen Schlaf auf die Lider. Der Rabbi beugte sich über ihn. Welch tiefer Schatz von edlem Gefühl, von männlicher Gesinnung, von Herzensweisheit lag in der Brust dieses hässlichen Menschen! Würde aber je Esther seinen wahren Wert erkennen, würde sie je das geringe Gefäss, das kostbaren Inhalt barg, vergessen können?Eine Novelle von Rudolf Lothar, nach der Ausgabe von "Die Welt, Zentralorgan der Zionistischen Bewegung, Nr. 39ff."