Robert Kraft wurde am 3. Oktober 1869 als Sohn eines Weinhändlers in Leipzig geboren. Die Mutter verließ früh die Familie. Der junge Robert riß mehrfach von zu Hause aus und mußte wegen häufiger Fehlzeiten das Gymnasium verlassen; danach absolvierte er eine Schlosserlehre, deren Abschluß ihm das Studium an der Königlichen Höheren Gewerbeschule in Chemnitz ermöglichte. Im August 1889 stahl er dem Vater einen größeren Geldbetrag und tauchte unter, wurde aber gefaßt und saß für kurze Zeit im Gefängnis. Danach heuerte er in Hamburg auf einem Schiff an, der Shakespeare, mit der er auf seiner ersten Fahrt über den Atlantic Schiffbruch erlitt. Die nächste Reise führte ihn nach Ägypten, wo er sich mittellos durch das Land schlug, und eine Zeitlang mit einer jungen schwarzen Frau in der Wüste zusammenlebte. Um nach Konstantinopel zu gelangen, schlich Kraft sich als blinder Passagier auf ein Pilgerschiff, auf dem ein geldgieriger Schiffsagent die Trinkwassertanks verseucht hatte. Viele Passagiere starben, und auch Kraft erkrankte an der Cholera, wurde aber gerettet, und kehrte nach Deutschland zurück, um seinen Wehrdienst abzu-leisten. Bald danach verschlug es ihn erneut nach Ägypten, wo er in der Libyschen Wüste Kontakt zur Sekte der Rufai-Derwische bekam, die sich als die legitimen Nachfahren der Assassinen betrachteten. In jener Zeit beschäftigte sich Kraft intensiv mit übersinnlichen Phänomenen, die später in erheblichem Umfang Eingang in sein schriftstellerisches Werk fanden. In den Ruinen eines alten Araberdorfes stieß Kraft beim Sturz in eine Grabkammer auf eine kleine antike Figur, eine Sphinx mit roten Augen, die später als ständiger Quell der Inspiration auf seinem Arbeitstisch stand, und die sich heute im Besitz des Karl-May-Verlags in Bamberg befinden soll. Von Ägypten aus ging Kraft nach London, wo er im Juni 1895 Johan-na Mathilda Rehbein, eine Deutsch-Engländerin, heiratete, und wo auch die erste Tochter Emilie geboren wurde. Auf Anraten eines deutschstämmigen Bekannten nahm Kraft Kontakt mit dem Münchmeyer-Verlag in Dresden auf, für den er noch im gleichen Jahr »Kolportageliteratur« zu schreiben begann. Bald darauf kehrten die Krafts nach Deutschland zurück, wo es zu einer Normalisierung der angespannten Beziehung zum Vater kam. Als dieser starb, erbte Kraft ein größeres Vermögen, das ihn aber nur vorübergehend von der Last, durch ein enormes schriftstellerisches Arbeitspensum das Familieneinkommen erwirtschaften zu müssen, befreite.
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1 Kommentar zu „Wir Seezigeuner“
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