Zunächst galten Seelsorge und Psychotherapie als je eigene, grundsätzlich voneinander unterschiedene Disziplinen, die sich gerade deshalb bei Bedarf miteinander verbinden ließen. Das hat sich seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts grundlegend geändert. Da ist auf der einen Seite - in der seinerzeit so genannten neuen Seelsorgebewegung - Seelsorge mit Psychotherapie geradezu identifiziert worden, während von konservativ-evangelikaler Seite hier eine Konkurrenz in wechselseitiger Ausschließlichkeit diagnostiziert wurde. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Die vorliegende Studie zeichnet diesen Wandel nach, und sie lädt dazu ein, die in dieser Auseinandersetzung vorgebrachten Argumente noch einmal zu überdenken. Denn sie verfolgt kein historisches, sondern ein systematisches Interesse und zielt auf eine sachliche Klärung der Frage "Seelsorge und/oder Psychotherapie?" in seelsorglicher und psychotherapeutischer Verwantwortung.