(...) Ich umklammere das Lenkrad fest mit beiden Händen, starre nach vorn. Recht steil geht es hinunter. Die Erde ist aufgeweicht und breite geschwungene Furchen sehe ich. Aber ich habe mir ja etwas vorgenommen und Abenteuer wollte ich auch. So lege ich nun vorsichtig den ersten Gang ein, lasse die Kupplung sanft kommen. Der Wagen rollt an, schlittert in den aufgeweichten Furchen beängstigend schräg nach unten. Das Wasser spritzt auf. Ich gebe Gas, was soll ich sonst noch tun, außer Luft anhalten, für alle Fälle? (...) Der Karawanenführer wirkt im Licht der flackernden Kerzen wie der Hauptdarsteller in der Verfilmung der berühmten orientalischen Erzählung. Er hat eine Kette mit dicken weißen Perlen in der Hand. Er lässt sie durch die schlanken Finger gleitet. (...) Der Blaue Mann stellt Fragen. Er möchte wissen, woher wir kommen. Deutschland, Germany ... Darunter kann sich der Karawanenführer nichts vorstellen. Aber vier Stunden mit dem großen Flugzeug, ja, das versteht er, das muss sehr weit sein. (...) Eine stockdunkle Nacht verschluckt uns. Kein Stern ist am Himmel zu sehen. Ob ich die Augen aufhalte oder schließe, es ist kein Unterschied. Wir nehmen uns alle bei der Hand. Ich spüre, nun sind wir wirklich mittendrin, in unserem marokkanischen Märchen. Irgendwo drückt man uns auf niedrige Holzschemel. Ich spüre Menschen um uns herum, kann sie aber nicht sehen. Sehr behutsam weicht die Schwärze dieser Nacht. (...) Männer entriegeln die hintere Umrandung der Ladefläche, klappen sie nach unten. Nun sehe ich, die Kamele sind an den Beinen gefesselt. Sie versuchen sich aufzurichten. Das Wollen und nicht Können erregt sie. Panik breitet sich aus. Schaum trieft aus den weit aufgerissenen Mäulern. Zwei Männer mit Messern in der Hand betreten vorsichtig die Ladefläche. Wenn sie Fesseln durchschnitten haben springen sie schnell herunter.