Da wandert jemand durch Deutschland, vom Süden bis zum Norden, von Oberstdorf bis Sylt, über 2000 Kilometer mit seinem Rucksack auf dem Rücken, und jeden Schritt zu Fuß. Er ist 72 Jahre alt. Er hat er viel Zeit, und er muss sich nichts beweisen. Mit offenen Sinnen durchstreift er das Land, vergnügt und zugleich nachdenklich.
Er erlebt einen Sommer von der Blumenpracht des späten Frühjahrs bis zu den ersten Nebeln des kommenden Herbstes. Er durchstreift ein Land von den Almen der Allgäuer Alpen bis zu den Marschen Nordfriedlands. Überall stößt er auf Spuren der Geschichte. Sei es der "Karlsgraben", mit dem Karl der Große die Stromgebiete von Rhein und Donau (aber wozu?) verbinden wollte, sei es jene Grenze, die bis 1991 Deutschland zerteilte und die mancherorts noch immer nicht leicht zu überwinden ist. Überall stößt er auf deutsche Gegenwart, auf Flüchtlinge etwa (wie er selbst in seiner Kindheit einer war) und auf die Leute, die mit ihnen zu tun haben - oder auf solche, die nichts mit ihnen zu tun haben, aber ihren Hass auf sie richten. In Landwirtshäusern genießt er angenehme Gastlichkeit; in heruntergekommenen Zimmern leidet er mit am Elend des Beherbergungsgewerbes in weiten Landstrichen. Niemals aber verlässt ihn seine Empathie und sein feiner Humor.
Peter Steinberg hat sich mit dieser Wanderung einen in Jahrzehnten gewachsenen Traum erfüllt. Er versteht es meisterhaft, seinen Leser dabei mitzunehmen.