Ende des 1. Jahrhunderts: In den frühchristlichen Hausgemeinden fanden sich auch Gebildetere und sozial Arriviertere ein. Denen erzählt Lukas in seinem Evangelium und der Apostelgeschichte die judeo-christliche Tradition neu, indem er zahlreiche Reminiszenzen an hellenistische Bildung einstreut, um besseren Kreisen seiner Zeit den christlichen Glauben attraktiv erscheinen zu lassen. Paulus wird so unterschwellig zum zweiten Sokrates, die Erhöhung des auferstandenen Jesus zur Apotheose.
Jesus und Paulus propagieren Spruchgut, das sich auch bei Thukydides findet, und im urchristlichen Zusammenleben erfüllen sich sozialutopische Träume griechisch-hellenistischer Literaten. Selbst bei der Weihnachtsgeschichte vermögen hellenistische Leser die politisch gefärbte Hirtendichtung der Zeit zu assoziieren. Lässt Lukas die athenische Eule im Kreuz nisten? Und handelt er sich damit Probleme ein?