Berlin und das wiedervereinte Deutschland in der ersten Hälfte der 90er-Jahre. Auch in diesem Tagebuch wird erneut ein kurzer aber bedeutender Abschnitt deutscher und europäischer Geschichte reflektiert, der nun nach über zwei Jahrzehnten den interessierten Lesern als authentisches Zeitdokument zur Verfügung steht. Wie kaum ein anderes Dokument aus jener Zeit liefert dieses Tagebuch eine interessante Beschreibung des Alltags im noch neuen wiedervereinten Deutschland. Erich Honecker wird aus der Haft entlassen und verlässt Berlin uneinsichtig, um in Chile die restlichen Tage seines Lebens zu verbringen. Überall werden Sparmaßnahmen verhängt. Das West-Berliner Schillertheater wird aus Kostengründen geschlossen, gleichzeitig landen tonnenweise nicht verkaufte Lebensmittel in den Abfalltonnen der Supermärkte. Die Love Parade feiert dröhnend im Sommer 1995 „The Golden Age of Techno“ und erstmals können ehemalige DDR-Bürger ihre Stasi-Unterlagen einsehen. Die Alliierten verlassen Berlin und der Reichstag wird während einer spektakulären Kunstaktion von Christo verhüllt. Der Tagebuchschreiber ist in Berlin inmitten der größten Umbruchphase der Stadtgeschichte angekommen. Er absolviert einen zweiten Berufsabschluss und beobachtet unentwegt, wie sich um ihn die Stadt und die in ihr lebenden Menschen von Monat zu Monat verändern. Reisen führen ihn auf die Insel Amrum, nach Dänemark, zum Bodensee und quer durch England. Nach ungezählten Ablehnungen wird endlich eines seiner Hörspielmanuskripte vom damaligen SFB angekauft und soll auch realisiert werden. Ein Traum geht in Erfüllung, denn eine der beiden Hauptrollen soll sogar sein Lieblingsschauspieler Otto Sander sprechen. Er hofft nun endlich auf eine literarische Anerkennung seiner bisher vergeblichen Schreibversuche. Die Tagebucheintragungen enden an dem Tag, an dem er seine Stasi-Akten einsehen darf…