Es war an einem Morgen, an einem Freitagmorgen im Mai. Ein stiller und lieblicher Morgen voller Sonnenschein. Die knapp fünfjährige Katharina spielte selbstvergessen auf der Veranda ihres Elternhauses. Plötzlich hielt sie inne und lauschte. Es war ihr, als hätte sie den Flügelschlag eines Engels vernommen. Wie ein seidenes Tuch war er über sie geglitten. Als sie die Augen hob, sah sie auf dem Balkon gegenüber die blasse Frau mit den dunklen Augen und kastanienbraunen Haaren. Sie trug ein naturweisses Leinenkleid und keine Schuhe. Und sie lächelte Katharina zu. Kletterrosen rankten sich der niedrigen Balustrade entlang. Dunkelrot. Röselirot. War die lichte Frau ein Engel? In den hohen Birken jenseits der Strasse spielte ein leiser Wind mit den herzförmigen, hellen Blättern.