Inspiriert zu dieser Arbeit hat mich vor allem die Frage, ob die Jagd tatsächlich noch eine Berechtigung und damit eine Zukunft im heutigen modernen Industrie- und Konsumzeitalter hat.
Der Wald ist voller Konfliktpotential. Bei der Jagdausübung begegnen wir Jäger immer wieder der nicht jagenden Bevölkerung darunter Mountainbiker, Jogger, Spaziergänger, Reiter, Geo-Cacher usw. Und jeder beansprucht den Wald für sich und seine Passion.
Leben wir generell in einer äußerst egozentrischen und konsumorientierten Gesellschaft, so wird auch die Trias Natur-Wild-Wald mit dem Wunsch nach möglichst viel Konsum von Freizeit und Erholung betrachtet. Rücksicht auf Wildtiere findet dabei nur selten Platz, nicht weil dies nicht gewollt wäre, nein, weil viele es gar nicht besser wissen. So glaubten Spaziergänger, deren Hunde im Winter einige Rehe in unserem Au-Revier aufgescheucht hatten, dass diese durch die unfreiwillige Bewegungsmotivation nur die notwendige Wärme in der kalten Winterlandschaft entwickelt hätten.
Keine Frage den meisten Mitgliedern unserer urbanisierten Wohlstandsgesellschaft fehlt es an ausreichendem Wissen um wildökologische Zusammenhänge. Dasselbe gilt übrigens auch für so manche (zumeist ältere) veränderungsresistente Grünröcke.
Ich selbst begegne ständig jagdfremden Personen auf dem Weg in mein Jagdrevier, denn ich bewege mich zumeist auf Schusters Rappen und der Reviereingang liegt nur etwa zehn Minuten von meinem Wohnhaus entfernt. Dabei freue ich mich stets, auf Menschen zu treffen, um für die Jagd PR-Arbeit zu machen. Die unterschiedlichsten Begegnungen, sehr positive, aber auch so manche negativen Erfahrungen und Erlebnisse haben mich dazu veranlasst, tiefer vorzudringen in den komplexen holistischen Kontext von Jagd und Natur. Und so reflektierte ich aus diesem Spannungsfeld heraus über die moderne Jagd, suchte nach Definitionen und Grundprinzipien.