Das politische Geschehen im postsowjetischen Raum ist immer wieder von Protestwellen geprägt. Ob nun die Massenkundgebungen auf dem Bolotnaja-Platz in Moskau sowie in anderen russischen Städten 2011–2012 oder der ukrainische Euromajdan (2013–2014) – in der Hoffnung auf eine bessere Politik und ein besseres Leben versuchen sich hier wie dort verschiedene Gruppen von Bürgern durch öffentlichkeitswirksame Aktionen das Gehör der Politik zu verschaffen.
Dabei richten sich – und das nicht nur in Russland – die meisten Proteste direkt oder indirekt gegen den Machtanspruch des Kreml. Trotz oder gerade wegen ihres eruptiven Charakters wurden diese Bewegungen von unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren mitgetragen; politische Eliten, politikferne Aktivisten, aber auch die Kirche, Kunstschaffende und Wirtschaftsvertreter sind im Kontext der Massenproteste durch eine Vielzahl von Verflechtungen und Konfliktsituationen verbunden, die Anlass zu einer interdisziplinären Untersuchung geben.
Mit dem Rückblick auf die großen Protestbewegungen in der Ukraine und Russland (2012–2014) untersucht der vorliegende Band daher politische, soziale und künstlerische Formen von Dissens und Widerstand in den beiden postsowjetischen Staaten und beleuchtet dabei Problemfelder, die in der Forschung bisher kaum thematisiert wurden.