Nicole Krome ermöglicht einen faszinierenden Einblick in die inneren Funktionsweisen der russischen Wirtschaft. Sie bietet erstmals einen Erklärungsansatz für die Frage, warum die Russische Föderation ihre umfassenden Ressourcen und ihr Know-how über Jahrzehnte nach Einführung der Marktwirtschaft hinweg nicht nutzen konnte, um die De-Industrialisierung der 1990iger Jahre zu vermeiden und später eine Re-Industrialisierung anzuschieben.
Kromes Untersuchung macht deutlich, dass die Ursachen ganz wesentlich in den systemimmanenten Netzwerkprozessen in der Gesamtgesellschaft Russlands zu finden sind. Diese Netzwerkprozesse weisen eine hohe Eigendynamik auf und sind weder über politische Institutionen noch über wirtschaftliche Marktmechanismen steuerbar.
Das Buch basiert auf einer Vielzahl an akribisch recherchierten Fallstudien, auch aus der Sowjetzeit, und ermöglicht einen direkten Einblick in die formellen und informellen Interaktionsprozesse von Unternehmen, ausländischen Investoren, staatlichen Akteuren und Abnehmern.
Kromes interdisziplinäre Untersuchung ist für Wirtschaftswissenschaftler, Politologen und Soziologen gleichermaßen hilfreich, da sie deutlich die Verquickung von ökonomischen, politischen und soziologischen Anreizen und Sanktionen aufzeigt und damit nicht nur eine nachvollziehbare Erklärung für Entscheidungen und Verhaltensweisen russischer Akteure bietet, sondern auch für den andauernden Modernisierungsstau des Landes.