Delevas Debütroman „Übersehen“ bietet eine faszinierende literarische Erfahrung. Er wirft wichtige Fragen der sozialen Ungleichheit, Armut, körperlichen Behinderung, sexuellen Missbrauchs, Queerness und Altersdiskriminierung auf. Die bruchstückhafte fiktionale Erzählweise verwebt diese Themen zu Geschichten, die den Roman ausmachen und verbindet sie durch ein gemeinsames Thema - die soziale Unsichtbarkeit ihrer Charaktere. Der Text führt den Leser zu Orten und Situationen aus der Vergangenheit im Heimatland der Autorin, Bulgarien. Die rasante Erzählweise schafft Spannung in jeder der Geschichten des Buches und zeigt ein facettenreiches Patchwork wichtiger Anliegen der sozialen Eingliederung. Die Sprache des Romans bewahrt die Anmutung einer klassischen Erzählung, während die einzelnen Geschichten darin – bildhafte Episoden – den Leser einladen, sich auf eine postmoderne Dekonstruktion der übergreifenden Geschichte einzulassen.