Lateinamerika ist eine besonders interessante Region, um die Geschichte des Bürgerkriegs wie auch dessen Theorie zu betrachten, die nach wie vor wenig entwickelt ist. Denn hier spielten sich in der neueren Geschichte zahlreiche Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Zustände ab. Doch gemessen am Idealtypus des Bürgerkriegs, wonach zwei Lager über einen längeren Zeitraum hinweg einen bewaffneten Kampf um die Macht im Staat führen, weisen die Bürgerkriege in Lateinamerika einige Besonderheiten auf. Vor allem gab (und gibt) es dort zeitweise eine Mehrzahl kriegsfähiger Gewaltakteure, die abseits vom Staat das Recht auf eine selbstbestimmte Kriegsführung für sich reklamierten – dies veränderte den Bürgerkrieg. In seinem neuen Buch befasst sich Michael Riekenberg eingehend mit der Geschichte wie der Gegenwart des Bürgerkriegs. Dabei erörtert er auch dessen Abgrenzungen von verwandten Phänomenen wie etwa der heutigen Bandengewalt der Drogenkartelle in Mittel- und Südamerika.