Am Abend, als sich der Winter aus der Taiga verabschiedete, tauchte das Rudel in den Birkenhain ein. Die Abendsonne räkelte in dem aufkommenden Nebel und die Schatten der Bäume kitzelten den Horizont. Unter den Birken lungerte der schwarze Schlund einer Höhle und zwei Silberwölfe bereiteten sich auf die Jagd vor. Sie rochen das Rudel, noch bevor es sich vor der Höhle sammelte. Kea und Dar begrüßten die Ankömmlinge, wie es der Brauch war, mit einer Träne und einem Lächeln. Ein breitschultriger schwarzer Wolf, dessen Fell im Licht der untergehenden Sonne silbern schimmerte, erwiderte die Geste. „Ich bin ein Wolf – ihr seid Wölfe“, er senkte leicht den Kopf, “es widerspricht der Höflichkeit, aber die Umstände stehlen uns die Zeit für unsere Bräuche. Wir sind gekommen, um die Finderin zu holen.“ * Als das Rudel Kyra von ihren Zieheltern abholt, hat das Mädchen keine Ahnung, welche Aufgabe bald auf ihren schmalen Schultern lasten wird. Der alte Wladimir und der Anführer des Rudels, den alle nur den Schwarzen nennen, bezeichnen sie als einen Wolfsmenschen und vorbestimmte Finderin eines Amuletts, das nur alle tausend Jahre sichtbar wird. Dieses Amulett sichert den Frieden in der Taiga; wenn es nicht in falsche Hände gelangt. Aber Kyra leidet noch unter der Trennung von Kea und Dar und will sich nicht für ihre Bestimmung begeistern. Erst nachdem das Rudel im Kampf gegen einen Bären sein Leben für Kyra gibt, begreift das Mädchen, wie wichtig ihre Aufgabe ist. Ganz allein auf sich gestellt, muss sie von nun an ihren Instinkten vertrauen. In der Höhle ihrer leiblichen Eltern findet sie das Amulett. Aber sie ist nicht die Einzige, die auf der Suche danach ist. Die Geschichte um Kyra ist eine wundersame Erzählung von einem Mädchen, für das sich von einer Sekunde auf die andere das Leben vollkommen ändert. Sie entdeckt die Gefühle, die bisher nur in ihr geschlummert haben und lernt die Liebe kennen.