MICHAEL BAADE WÜRDIGT ARMIN MÜNCH
Langsam spricht es sich herum: nicht alles in der DDR war schlecht. Die Bildende Kunst des vor dreißig Jahren untergegangenen zweiten deutschen Staates erlebt zur Zeit im Westen des Landes eine erstaunliche Renaissance, mehrere Ausstellungen begeistern Kritiker und Besucher gleichermaßen. Zu diesen Künstlern gehört der 2013 verstorbene Maler und Grafiker Armin Münch, der über ein halbes Jahrhundert die kulturelle Landschaft in den Nordbezirken der DDR mitgestaltet und mitgeprägt hat.
Der Rostocker Schriftsteller Michael Baade war mit Armin Münch lange Jahre befreundet und hat mit ihm in vielfältiger Weise zusammengearbeitet. Aus dem Fundus der vielen Zeichnungen und Grafiken, die der Künstler dem Autor gewidmet hat, hat Baade jetzt ein liebens- und lesenswertes Buch des Dankes zusammengestellt, das zu Münchs bevorstehendem 90. Geburtstag erscheint.
Nimmt man diese Alterswerke zur Hand, darf man Münch getrost als Busenfetischisten bezeichnen. Seine wohl- und vollgerundeten Brüste stellen kleine Weltkugeln dar. Sie sind Symbole für das Ewig-Weibliche und für die Mutter Natur, von der wir alle geboren, getränkt und ernährt werden. „Wie ist Natur so gut, die uns am Busen hält", sagt Goethe, Baades und Münchs Gewährsmann. Und weiter: „Wo fass ich dich, unendliche Natur? Euch Brüste, wo? Ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht ich so vergebens?" Immer wieder verbindet Münch das Motiv der vollen Brüste mit dem Motiv der volltönenden Glocke. Der Glockenbauch versinnbildlicht den Mutterschoß. So werden Busen und Glocke zu Zeichen der Vereinigung von irdischer und himmlischer, von leiblicher und geistlicher Liebe.