Heute ist der Wolf in den Wäldern Mitteleuropas wieder auf dem Vormarsch, und zwar ausdrücklich gewollt. Noch vor rund 100 Jahren wurde er gnadenlos bejagt und bis auf ein vorerst letztes Exemplar, das im deutschsprachigen Raum im Jahre 1904 geschossen wurde, erbarmungslos verfolgt – auch als Nahrungskonkurrent des Menschen.
Mit Blick auf den nun von der Lüneburger Heide in Richtung Süden wieder vordringenden Wolf stellt Matthias Blazek in seinem jüngsten Werk dar, wann und wie im norddeutschen Raum die letzten freilebenden Wölfe erlegt wurden. In früheren Zeiten waren diese Raubtiere große Nahrungskonkurrenten des Menschen, die immer dann Furcht und Sorge verbreiteten, wenn sie dem Menschen und seinem Vieh zu nahe kamen. Jeder Territorialfürst ließ sorgfältig verzeichnen, wann und wo ein Wolf auf seinem Hoheitsgebiet erlegt wurde.
Westlich von Becklingen und Wardböhmen wurde 1872 gleich zu Jahresbeginn der vorerst letzte Wolf in der Lüneburger Heide gesehen und geschossen. Schütze war ein ehemaliger Jagdbegleiter von König Georg V. Dieser war schneller als die Präparatoren und ließ sich aus dem Wolfsfell nach einigen Zurschaustellungen einen dekorativen Fußteppich anfertigen. 1929 wurde an dem Ort des Ereignisses ein Gedenkstein aufgestellt.
Der am 27. Februar 1904 in der Oberlausitz erlegte "letzte Wolf Deutschlands" ziert heute als Präparat den Eingangsbereich des Museums in Hoyerswerda. Dass es am Ende doch nicht der letzte Wolf war, ist bekannt. Seit 1990 steht der Wolf in Deutschland zudem unter Naturschutz.
Aktuell gibt es in Niedersachsen wieder mehrere Wolfsfamilien, die überwiegend im Landkreis Celle und im Wendland heimisch sind, aber nahezu überall in Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Man lässt sie gewähren. Noch.
Mit seinem neuen Buch wendet sich der Journalist und Historiograph Matthias Blazek an Heimatkundler und jeden, der an der Geschichte des Wolfs in Deutschland interessiert ist, die ganz überwiegend eine Geschichte der Bejagung ist.