Felix Amboden, zweiundfünfzig Jahre alt, einhundertachtundsiebzig Zentimeter gross, zweiundachtzig Kilo schwer (gestern gewogen, am frühen Morgen und vor dem Frühstück, wie immer zur exakt gleichen Zeit), unverheiratet, kinderlos. Seit »das mit Lydia« geschah, wohnt er im karg möblierten Appartement Elf D in Haus II der Siedlung »Am Bach«, einer gesichtslosen Überbauung, bestehend aus vier langgezogenen, je fünfzehn Stockwerken hohen Wohnblocks. Sie stehen just an der Stelle, wo sich einst das kleine Arbeiterhäuschen seines Grossvaters befand.
Dieses Leben in der Anonymität ist ihm angenehm, er mag es, unbehelligt zu bleiben und an nichts teilhaben zu müssen, was draussen vor sich geht. Trotzdem entscheidet er sich eines Tages aus heiterem Himmel, er weiss nicht, weshalb, sich seinen Kollegen aus der Firma anzuschliessen, die sich an jedem Freitag nach der Arbeit ein Feierabendbier gönnen.
Und da liegt er nun am nächsten Morgen: bequem ausgestreckt im Bett von Monique, die er im Pub kennengelernt hat. Während er die Augen noch bewusst geschlossen hält, zieht sein Leben an ihm vorbei und erinnert ihn sein innerer Vertrauter daran, was war und was eventuell nicht, was ist, was sein könnte oder ihn allenfalls erwartet.
Was aber wird sich Felix Amboden tatsächlich zeigen, wenn er die Augen endlich öffnet?
In Martin Andreas Walsers Geschichten ist nie auszuschliessen, dass die Wirklichkeit von dem abweicht, was man sich darunter vorgestellt hat.
»deinSein« ist Martin Andreas Walsers 15. Buchveröffentlichung.