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Buchkritik -- Marianne Loibl -- Sommer im Zauberwald
Stella ist fast 13 Jahre alt und hat ein Problem. Ihre Eltern haben beruflich in Tokio zu tun und wollen ihre Tochter während dieser Zeit auf dem Bauernhof der Großeltern unterbringen. Natürlich ist Stella davon nicht begeistert, die kostbaren Sommerferien in ländlicher Abgeschiedenheit zu verbringen, zumal ihre Schulfreundinnen sich in den Ferien an angesagten und beliebten Reisezielen aufhalten. Widerwillig lässt sie sich zu dem im Bayerischen Wald gelegenen Hof bringen, in der festen Absicht, diese Zeit als vollkommen schrecklich zu empfinden.
Doch es kommt vollkommen anders, als Stella es sich vorgestellt hat. Schnell erliegt sie dem Zauber der ländlichen Umgebung und den Kochkünsten ihrer Großmutter. Als sie auch noch Tom, einem Kameraden aus der Kinderzeit wiedersieht, nehmen ihre Ferien einen weitaus besseren Verlauf, als sie es zuerst angenommen hat.
In der Nähe des großelterlichen Hofes liegt die Burg Altnussberg, auf der die Mutter von Tom als Touristenführerin arbeitet. Dieses alte Gemäuer scheint von einem Geheimnis umgeben zu sein, denn auf einer Erkundung, die Stelle zusammen mit Tom in einen unterirdischen Gang führt, hört sie plötzlich eine Stimme. Dieser Vorfall lässt ihr keine Ruhe und so beginnt Stella, der Geschichte der Burg und ihrer Bewohner auf den Grund zu gehen.
"Sommer im Zauberwald" von Marianne Loibl ist ein kleiner, aber wunderbar stimmungsvoller Jugendroman über den Zeitraum des Erwachsenwerdens, der einerseits noch die Phantasiefähigkeit der Kindheit besitzt, andererseits sich jedoch schon künftige Entwicklungen sowohl körperlicher als auch geistiger Natur abzeichnen. Stella ist trotz aller nach außen gezeigten Robustheit ein junges Mädchen, das sich ihrer Empathie und ihres Mitgefühls bewusst ist. Das bringt natürlich so manche gefühlte Peinlichkeit mit sich, besonders im noch ungewohnten Umgang mit dem ebenfalls heranwachsenden Tom.
Bislang unbekannte Gefühle kommen auf und drängen mit Macht und anscheinend unkontrollierbar an die Oberfläche des Bewusstseins. Das verwirrt Stella und Tom gleichermaßen. Zum Glück gibt es immer noch die Erinnerung an harmonische Kindertage, in denen die Welt scheinbar einfach und unkompliziert gewesen ist. In dieser Zeit der jugendlichen Verwirrung sind Stellas Großeltern ein sicherer Hort der Zuflucht und der Geborgenheit. Auch Tom hat in seiner Familie den in dieser Lebensphase so wichtigen Rückhalt.
Was wäre ein Jugendroman ohne Abenteuer? So muss sich auch Stella in einer heiklen Situation bewähren und ihre Ängste und Zweifel überwinden. Marianne Loibl erzählt in ihrem Roman "Sommer im Zauberwald" von der als verwirrend empfundenen Zeit des Abschieds von den Kindertagen und der sich ankündigenden Phase des Erwachsenwerdens. Für viele Menschen, die einen Blick zurück auf ihr Leben werfen, dürfte die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein die glücklichste ihres Lebens gewesen sein.
"Sommer im Zauberwald" ist nicht nur ein Roman für Jugendliche, sondern auch für alle diejenigen empfehlenswert, die sich noch an das Kind in sich selber erinnern können.
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