»Fabulieren« greift eine rasante Entwicklung in der zeitgenössischen Kunst auf und bietet einen philosophischen Deutungsansatz. Mit einem neuartigen Konzept des Erzählens phantastischer Geschichten, die Übergangenes und Unterdrücktes zu Wort kommen lassen, stellt Marc Rölli in diesem Buch eine Verbindung zur feministischen Science-Fiction, zum »neuen Materialismus« und zur »dekolonialen Kritik« her. Mit dem legendären Fabelerzähler Äsop gehört dazu auch eine gegen den Kanon gewendete sokratische Gestalt: Sie wandert im Lumpenmantel als Kyniker:in oder als Skeptiker:in umher; in Komödie, Satire oder Essay findet sie eine Sprache außerhalb tradierter akademischer Werte. Ihr Realismus ist magisch und grotesk, ihre Logik parasitär. Sie verschiebt die uns geläufigen Beziehungen zwischen Vernunft und Phantasie. Mit dem Fabulieren entwickelt sich ein irdisch situiertes, körperliches Denken in kollektiv fingierten Geschichten, die vom »Glauben an diese Welt« erzählen.