Tina ist erst 15 Jahre alt, hat aber schon mehr hinter sich, als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. in den achtziger Jahren aufgewachsen in einer Familie, in der wenig Liebe, dafür umso mehr Druck, Schelte und Schläge, ja sogar Missbrauch Praxis waren, landet sie bereits mit elf Jahren in einem Heim. Die Kälte, die täglichen Demütigungen in der Familie und die schwere Zeit im Heim führen schließlich zu Leistungsverweigerung, Bindungsunfähigkeit, Aufsässigkeit und Hass, der sich gegen jeden und alles zu richten scheint.
Das Leben des Mädchens schien somit vorgezeichnet; nachdem eine Reintegration in die Familie nach einigen Jahren Heimaufenthalt scheitert, scheint jedoch Rettung in Form der "Schutzhilfe" zu kommen.
Hierbei handelt es sich um eine ambulante Betreuungsform, in deren Rahmen ein Sozialarbeiter des Jugendamtes das inzwischen fünfzehnjährige Mädchen in einer eigenen Wohnung fast fünf Jahre lang begleitet.
Auf der Oberfläche dieser Komponenten spielt sich das Leben der Jugendlichen ab.
In Tagebuchform schildert die junge Frau, was sie in den knapp fünf Jahren bei der Schutzhilfe erlebt. Sie lässt den Leser daran teilnehmen, wie sie die Einsamkeit des Alleinwohnens meistert, wie sie die sexuellen Missbräuche verkraftet und was aus ihren Beziehungen mit Freunden wird. Sie verdeutlicht den komplizierten Umgang mit anderen betroffenen Jugendlichen und die Interaktion in einem zunächst ungeliebten Gruppengeschehen. Viel Raum nimmt zuletzt die konfliktgeladene Beziehung zu ihrem langjährigen Betreuer ein.
"Tinas Tagebuch" zeigt schildert eine bewegende Geschichte von Hass, Wut, Beziehungsängsten, Einsamkeit, Missbrauch, aber auch den Kampf eines Sozialarbeiters um ihr Vertrauen und zuletzt ihren eigenen verzweifelten Kampf um ihre Zukunft.
Die vorliegende Geschichte basiert auf mehreren Biografien junger Menschen, die dem Autoren während seiner fünfundzwanzigjährigen Karriere im Umfeld der "Schutzhilfe" begegnet sind.. und könnte sich durchaus so abgespielt haben.