2004 trafen sich die Autoren dieses Buches bei einem Vortrag über die Varusschlacht
und stellten fest, dass sie beide schon lange der dionischen Darstellung der "Varusschlacht" misstrauten. Sie beschlossen deswegen, gemeinsam zu versuchen, das Rätsel dieser Schlacht zu lösen. Nach einer textkritischen Analyse der antiken Quellen, Verfolgung der Berichte über die römischen Kriegszüge in Germanien 16 v. bis 16 n. Chr. und vielen Ortsbesichtigungen gelang es ihnen, die heiligen Haine der Germanen, das Sommerlager, in dem Drusus gestorben war, und das vermutliche Schlachtfeld zu lokalisieren. Anschließend bemühten
sie sich, ihre Thesen durch aufwändige Untersuchungen mittels verschiedener geophysikalischer Messtechniken zu erhärten. Bestätigt sahen sie ihre Ergebnisse durch die kürzlich entzifferte Bleimarke, die einen L. Caedicius 15 v. Chr. unter Varus als Centurio der 1. Kohorte der 19. Legion bezeichnete.
Dieser Caedicius, der bisher nur als Verteidiger Alisos erwähnt wurde, musste deswegen den Überfall der Germanen im Jahre 9 überlebt haben. Da die meisten Historiker es bisher für unmöglich halten, dass es den Germanen gelungen sein könnte, ein vollbesetztes Drei-Legionen-Lager erfolgreich einzunehmen, versuchten wir, um weitere Beweise zu gewinnen, eine Grabungserlaubnis auf dem von uns vermuteten Schlachtfeld zu bekommen. Im August 2007 war es soweit, dass wir mit amtlicher Genehmigung eine kleinräumige Grabung durchführen durften und so mehrere parallele Pfostenspuren, einen breiten, mit schwarzem Material verfüllten Graben und eine Pfostenspur nachweisen konnten, die zusätzlich in
der Tiefe durch einen Querbalken unterlegt war. Diese Technik, die die Römer vornehmlich in sumpfigem Gelände anwandten, bewies uns, dass Römer an diesem Ort gelagert haben. Wir waren jetzt zwar überzeugt, den Schlachtort und die heiligen Haine zu kennen, rätselten aber immer noch, wie es den Germanen gelungen sein könnte, gegen ein voll besetztes Drei-Legionen-Lager so komplett zu siegen. Die Lösung dieses Rätsels musste unserer Ansicht nach in der Aussage des Königs Marbod liegen, der Arminius vorwarf, er habe lediglich "tres vacuas legiones" geschlagen. Da die genaue Übersetzung von "vacuas" bis heute unklar
ist, begnügten sich Mommsen und seine Nachfolger damit, "vacuas" in "vagas" (umherirren) in den lateinischen Texten zu ändern. Wir dagegen übersetzten diese Textstelle bisher stets mit arbeitsfrei, wohl wissend, dass es beim römischen Militär für die Soldaten dienst- oder arbeitsfrei kaum gegeben hat. Bei weiterer Recherche stießen wir bei Vegetius auf eine völlig neue Bedeutung von "vacuus". Das war die Lösung. Jetzt war für uns das letzte Rätsel der Schlacht und der Ablauf dieses Szenario der römischen Katastrophe entschlüsselt.