"Die meisten dieser Menschen kommen mit Depressionen in die Therapie, denken aber zunächst gar nicht daran, dass der Verlust ihres Geschwisters etwas mit ihren Symptomen zu tun hat", sagt die Therapeutin. "Die Vergangenheit bringt sich meist erst schmerzhaft in Erinnerung, wenn die Leute in der Blüte ihres Lebens stehen. Da erreicht zum Beispiel eins ihrer Kinder das Alter des verstorbenen Geschwisters und auf einmal passiert etwas. Eine dunkle Flut schwappt nach oben und durchbricht das jahrelange Schweigen."
Es gibt eine Gruppe, die nie einen Namen hatte. Wenn ein Kind stirbt, stehen zuerst die trauernden Eltern im Fokus, die wenigsten denken an die verwaisten Geschwister. Vielleicht fragt wirklich nie jemand nach ihnen. Für sie und etliche andere, die mit diesem Thema in Berührung kommen und sich sensibilisieren wollen für das Leid der übriggebliebenen Kinder, sei es durch den Beruf oder die eigene Betroffenheit in der Familie, ist dieses Buch geschrieben worden. Es ist wissenschaftlich fundiert und trotzdem für den Laien gut verständlich. Und alles dreht sich nur um eines: den Geschwisterverlust.