Religiöse Eiferer gefährden die Einheit des Staates im Zweistromland. Andersgläubige werden eingeschüchtert, Machthaber versuchen aus dem Zwist der Religionsgruppen politisches Kapital zu schlagen, die Freiheit des Wortes weicht der Selbstzensur. Mesopotamien im 6. Jahrhundert v. Chr. Der alte Fürst Beltschazar hat einen Schreiber bestellt. Semi, der seit der Machtübernahme der Perser ohne Anstellung ist, freut sich über den lohnenden Auftrag. Beltschazar will seine Geschichte für künftige Zeiten aufzeichnen lassen. Als der verschleppte Jude Daniel kam er vor über 60 Jahren nach Babylon. In kurzer Zeit stieg er zum engen Vertrauten und geschätzten Berater des Königs auf, des mächtigen Herrschers Nabu-kudurri-usur. Der Monarch war augenscheinlich beeindruckt vom festen Glauben des Judäers und von der Wirkmacht seines Gottes Jahwe. Die Priester des Marduktempels sahen es alles andere als gern. Aber was hatte der Herrscher tatsächlich im Sinn, als er den Glauben an Jahwe beförderte? Warum machte er Beltschazar zum Verwalter über die südlichen Lande mit den mächtigen Religionszentren Nippur, Borsippa und Uruk? Je mehr Semi vom alten Hofrat über das Wechselspiel von Macht und Religion erfährt, umso stärker gerät er selbst zwischen die Fronten.