Der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) und der expressionistische Schriftsteller Walter Hasenclever (1890-1940) gehören zu den prägenden Figuren des kulturellen Lebens der Weimarer Republik. Beide verband eine langjährige Freundschaft
Walter Hasenclever wurde einer der der wichtigsten literarischen Briefpartner Tucholskys seit dessen Entschluss im September 1932, künftig alle journalistischen Aktivitäten einzustellen.
Aus den Briefen an Hasenclever können wir erfahren, worüber und wie Tucholsky in seinen drei letzten Lebensjahren nachgedacht, was er erwartet und befürchtet, wie sich seine Stimmungslage eingetrübt hat, und wir erfahren auch, dass der Kreis jener Personen, mit denen er sich fortan noch austauschen wollte, deutlich kleiner geworden war.
Diese Ausgabe aller Briefe Tucholskys an Walter und Marita Hasenclever wird durch Hinweise zur Briefpartnerschaft und Angaben zu Schreibanlass und –absicht des jeweiligen Briefes ergänzt. Die Anmerkungen gehen weiterhin auf Themen, Ansichten und Urteile ein, die Tucholsky vor allem von 1933 an beschäftigt haben. Dies ist vor allem deshalb sehr hilfreich, weil zu Tucholskys gedanken- und oft umfangreichen Briefen an Hasenclever die Gegenbriefe nicht erhalten sind, weil Hasenclever immer wieder darauf gedrungen hat, seine Schreiben nach ihrer Lektüre umgehend zu vernichten – woran sich sein Briefpartner strikt hielt.
Gerade in der Zeit seines öffentlichen Verstummens zeigen die Briefe Tucholskys eindrucksvoll, dass sein wacher Blick auf die deutschen Verhältnisse nichts von seiner Scharfsinnigkeit verloren hat. Und die Briefe an Hasenclever lassen eine Bedeutung des Briefpartners für Tucholsky erkennen, die viel zu oft unterschätzt wird.