Eine Achterbahnfahrt durch die deutsch-deutsche Geschichte.
Karoline Kleinert hat ihren Großvater nie kennengelernt. In der Familie wurde kaum über ihn gesprochen, nicht einmal ein Foto gab es. Als sie irgendwann zu recherchieren beginnt, stellt sie fest, dass das Leben ihres Großvaters einem Agententhriller glich: Heinz Lippmann wuchs im Berlin der zwanziger Jahre als Sohn eines jüdischen Fabrikanten auf. Als «Halbjude» überlebte er Auschwitz nur mit Hilfe kommunistischer Mithäftlinge. Nach dem Krieg beteiligte er sich maßgeblich am Aufbau der Freien Deutschen Jugend, stieg zum Stellvertreter Erich Honeckers auf. 1953 schließlich setzte er sich in den Westen ab – mit 300 000 DM aus der Parteikasse. Von Karolines Großmutter war er da schon geschieden, sie blieb mit dem Sohn und ohne Erklärung zurück.
Wer war dieser Mann? Dieser Getriebene, der bei seiner Verhaftung im Westen als «Roter Lebemann» und «Kassenräuber» Schlagzeilen machte? Der sich, um einer Anklage wegen Staatsgefährdung zu entgehen, mit dem Verfassungsschutz einließ? Der 1971 mit der ersten Honecker-Biographie Ansehen erlangte und nur drei Jahre später im Alter von 52 Jahren starb?
Karoline Kleinert versucht, sich dem Menschen hinter der historischen Figur anzunähern, spricht mit Freunden und Weggefährten, sichtet Briefe und Stasi-Akten und füllt einfühlsam die Leerstellen zwischen den Fragmenten.
1 Kommentar zu „Sie nannten ihn Verräter“
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