John Lockes, des berühmten englischen Philosophen (1632-1704) "Gedanken über Erziehung" erschienen im Jahre 1693 anonym unter dem Titel: "Some thoughts concerning education". Das Buch ist nicht streng systematisch angelegt, es macht vielmehr oft den Eindruck unzusammenhängender Einfälle und ist nicht frei von Wiederholungen. Und doch liegt in der Anordnung der Gedanken eine Absicht. Die leibliche und sittliche Erziehung beanspruchen den größten Teil des Werkes, ganz zuletzt wird von den zu erwerbenden Kenntnissen gesprochen. Zum ersten Male in der pädagogischen Literatur wird eben in den "Erziehungsgedanken" die Erziehung des Zöglings in den Mittelpunkt gestellt. Als erster fordert Locke, wie schon Herbart in seiner feinen Charakteristik des "schlichten Mannes", dem er Selbständigkeit und Tiefe nachrühmt, bemerkt, "daß man den Erfolg eines Erziehers nicht nach der Summe der Kenntnisse, sondern nach der gewonnenen persönlichen Bildung des Zöglings schätzen solle".