„Die Rückversicherung muss ihrer Natur nach international sein“, lautet eine bekannte Einsicht Carl von Thiemes, des Mitgründers und langjährigen Generaldirektors der Münchener Rück. So war es kein Zufall, dass das Unternehmen schon bald nach seiner Gründung im Jahr 1880 zum Weltmarktführer aufstieg und sich auch in der Folgezeit in gelegentlichem Wechsel mit der Schweizer Rück an der Spitze behaupten konnte. Gleichwohl ist in der breiten Öffentlichkeit wenig über das seit 2009 als „Munich Re“ auftretende Unternehmen bekannt. Johannes Bähr und Christopher Kopper legen nun die erste Geschichte des Rückversicherers vor, die von den Anfängen bis in die 1980er Jahre reicht.
Nur wenige Unternehmen sind derart rasch zum Weltmarktführer aufgestiegen wie die Münchener Rück, und den allerwenigsten ist es gelungen, sich derart lange an der Spitze des Weltmarkts zu behaupten. Anhand ihrer Geschichte lässt sich zeigen, wie Versicherer auf Großkatastrophen und technologische Umwälzungen reagierten. Ohne Teilung der Risiken mit den Rückversicherern hätten zahllose Erstversicherer die wirtschaftlichen Folgen großer Naturkatastrophen nicht überlebt und wären durch die Last ihrer Zahlungsverpflichtungen in den Konkurs gezwungen worden. Somit haben die Rückversicherer die Abdeckung bestimmter Risiken überhaupt erst möglich gemacht. Doch hat die Münchener Rück auch immer wieder selbst zur Einführung neuer Versicherungszweige beigetragen, wie etwa im Fall der Maschinenversicherung oder bei der Lebensversicherung gegen erhöhte Risiken. So ist die Geschichte dieses Pioniers der Globalisierung zugleich eine Geschichte des Umgangs mit Risiken und des Managements der Risikoverteilung. Es ist aber nicht zuletzt auch die Geschichte eines deutschen Unternehmens, das von der nationalsozialistischen Diktatur profitiert hat und nach beiden Weltkriegen wieder mühsam auf den Weltmarkt zurückfinden musste.