Kaum ein Schiffsuntergang ist mit den Schicksalen vieler Familien in unserem Land so verwoben wie der Untergang des im Januar 1945 mit Tausenden von überwiegend Frauen und Kindern besetzten Flüchtlingsschiffes Wilhelm Gustloff. Generationen nach der Versenkung des Schiffes sind die Folgewirkungen des tragischen Unglücks noch immer spürbar und die dramatischen Ereignisse nicht vergessen. Doch nicht nur das Unglück selbst, auch die damit einhergehenden Theorien, wie es zu der größten Schiffskatastrophe in der Geschichte der Seefahrt kommen konnte, werden nach wie vor kontrovers diskutiert und überlebten die Jahrzehnte nach dem Untergang.
Im Gegenzug ist es noch immer ein Balanceakt, angesichts des Holocaust als größtes, unvergleichliches Menschheitsverbrechen, über die Schicksale nicht verfolgter deutscher Familien zu schreiben, die in den Wirren des Krieges umgekommen sind. Dieses Buch versucht, mit Hilfe der umfassenden Überprüfung des vorhandenen Quellenmaterials, neue Blickwinkel zu diesem Thema zuzulassen und alte Verschwörungstheorien als solche zu überführen. Dazu werden im Vergleich auch die dramatischen Schiffsuntergänge der im I. Weltkrieg gesunkenen Lusitania und der mit KZ-Häftlingen überladenen Cap Arcona mit herangezogen, um in diesem Buch ein Bild zu zeichnen, welches eine erneute und vielleicht längst überfällige klärende Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht zu scheuen braucht.