Aurora oder Morgenröte im Aufgang, in Anspielung auf die Braut des Hohen Liedes, 6,10, ist der Titel des Erstlings- und Hauptwerkes des Mystikers, Pansophen, Theosophen, oder einfach nur tiefreligiösen Menschen Jakob Böhme, der als Schuster in Görlitz lebte, geschrieben 1612. Dieses Werk stellt die religiöse Erfahrung Böhmes dar, die nicht bloß mystisch im Innern der Seele aufgeht, sondern zugleich auch die Sinne, die Natur, die Entwicklungen der Lebewesen und, konkret in diesem Werk vollzogen, auch die klanglichen Formungen des sprachlichen Ausdrucks durchläuft. Diese Erfahrung ist dem Autor nicht bloß passiv gegeben, sondern vollzieht sich als ein immer neuer, ewiger Geburtsprozess, so schmerzhaft wie schöpferisch, in dem "der Geist durchbricht".