In einem sind sich die Literaturwissenschaftler bei Goethes "Faust" einig: Gott wettet nicht. Das hat er gar nicht nötig. Was aber wenn doch? Gähnende Langeweile treibt schließlich so manche merkwürdige Blüte. Was wäre also, wenn Gott auf den Wettstreit mit Mephisto ernsthaft einginge? Und was wäre, wenn Gott seine Wette verlöre? Goethes großartiges, berauschendes, vielschichtiges, zitatenreiches, gewitztes, lebensnahes, immer aktuelles und schier nimmer enden wollendes Drama birgt auch auf diese kuriosen Fragen Antworten - das wird zumindest in der vorliegenden, stark gekürzten und kreativ umgeschichteten Fassung mit einem mächtigen Augenzwinkern behauptet. Wer sich auf die episodale, eingedampfte, sezierte, berauschende, springende, kunterbunte, skurrile, göttlich-teuflische Achterbahnfahrt einlässt, wird mit 100 Prozent aus 8 Prozent aus Goethes Faust 1 und 2 belohnt. Wer Goethes Faust bislang noch nicht kannte (oder nur den ersten Teil), wird sich wundern, wie viel Aktualität in Goethes Welten steckt. Wer Literaturwissenschaftler ist und seinen Faust nicht mehr wiedererkennt, wird bei diesem kleinen lustvollen Experiment hoffentlich ein Auge zudrücken.